Predigt am 09.02.2003

- 5. Sonntag nach Epiphanie -
(Kirche zum Mitreden, 09.02.2003)
Lesungen: Col. 3,12-17; Mt 13,24-30

Die Erdenzeit ist die Zeit der Entscheidung. Es gibt den guten Samen, den Weizen, den die Kirche durch die Jahrhunderte trägt, und es gibt den schlechten Samen, das Unkraut, das vom Satan und seinen Dienern verbreitet wird. Aus diesem Angebot muss der Mensch wählen. Will er lieber Weizen, oder will er lieber Unkraut? Glaubt er lieber der Kirche, oder glaubt er lieber den Feinden der Kirche?Damit ist natürlich auch die Frage verbunden: Wer gehört zur Kirche? Wem soll man glauben, dass er im Namen der Kirche spricht und dass er das sagt, was kirchliche Lehre ist? Ist derjenige katholisch, der sagt, dass Person xyz der Papst ist oder nicht der Papst ist? Ist derjenige katholisch, der sagt, dass Person xyz gültig geweihter Priester ist oder nicht gültig geweihter Priester ist? Verbreitet eine Person guten Samen oder schlechten Samen?
An einem konkreten, wirklichen Fall soll erhellt werden, wie ein feindseliger Mensch, ein Feind Christi, versucht, Unkraut zu säen, und wie man ihn entlarvt. Dieser Feind Christi ist Herausgeber einer kleinen Zeitschrift, die er lügnerisch als "römisch-katholisch" anpreist. Ganz unverhohlen gibt der Feind Christi zu, dass er seine Einsichten aus den Werken von Immanuel Kant und Johann Gottlieb Fichte entnimmt.
Berühmt ist Kant für die Formulierung eines moralischen Grundsatzes, der oft auch "Kategorischer Imperativ" genannt wird. Imperativ deshalb, weil es eine Verhaltensvorschrift ist, kategorisch, weil es eine allgemeine Verhaltensvorschrift ist: "Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne."
Die Maxime ist der Grundsatz. Eine Handlung muss nach Kant so beschaffen sein, dass ihr Grundsatz mit einem allgemeinen Gesetz vereinbar wäre. Was ist nun aber, wenn jemand grundsätzlich böse ist, wenn er grundsätzlich Lüge, Ungerechtigkeit, Treulosigkeit will? Adolf Hitler hat es eindrücklich gezeigt: Es kann eine allgemeine Gesetzgebung gelten, die moralisch absolut zu verurteilen ist. Der "Kategorische Imperativ" ist die Rechtfertigung des Nationalsozialismus und überhaupt jedes Verbrechens, das durch den Staat begangen wird. Was "auf Geheiß des Königs" oder "im Namen des Volkes" verbreitet wird, braucht nicht mehr gerecht zu sein, ja es darf sogar das schreiendste Unrecht sein - solange es als allgemeines Gesetz gilt oder Ausdruck einer allgemeinen Gesetzgebung ist, ist es im Sinne Kants richtig.
Diese Moral hat mit der christlichen Moral, die sich den Geboten Gottes verpflichtet weiß, nichts zu tun. Moralphilosophisch ist Kant also absolut abzulehnen. Was ist nun mit der Theologie? Kant lehrt über Gott: "Es ist ein Gott in der moralisch-practischen Vernunft, d.i. in der Idee der Beziehung des Menschen auf Recht und Pflicht. Aber nicht als ein Wesen ausser dem Menschen." (*) Gott ist kein Wesen ausser dem Menschen. Auch dies ist nicht mit der christlichen Lehre zu vereinbaren. Man sieht schon, dass die Kirche Kant völlig zu Recht verurteilt hat.
Zu dem anderen Propheten des Feindes Christi, Fichte: Fichte war ein Freimaurer. Die Freimaurerei arbeitet gerne mit fromm klingendem Vokabular und entlehnt einige ihrer Begriffe und Namen aus dem Christentum. Trotzdem gilt, dass die Freimaurerei eine antichristliche Bewegung ist, dass die Zugehörigkeit zur Freimaurerei den Ausschluss aus der Kirche zur Folge hat. Die Freimaurerei wurde bereits wenige Jahre nach ihrer Gründung und dann immer wieder kirchlich verurteilt. Und aus so einem Verein soll der Prophet stammen, der den Weg ins ewige Leben weist? In aller Kürze: Die Gotteslehre von Fichte läuft auf dasselbe hinaus wie bei Kant. Auch Fichte war Atheist.
Nun mag man einwenden, dass der Feind Christi zwar hinsichtlich Philosophie und Theologie falsch liegt, aber trotzdem noch recht haben könnte, wenn er die Ungültigkeit einer Priesterweihe nachweist. Dieser angebliche Nachweis geschieht dadurch, dass der Feind Christi hartnäckig die Fakten ignoriert. In der zur Debatte stehenden Weihelinie wurde in oft schon übertriebener Weise darauf geachtet, dass sowohl die Priester- als auch die Bischofsweihen gültig gespendet wurden. So sind oft Weihen mehrfach gespendet worden, obwohl die wiederholte Spendung eines an sich unwiederholbaren Sakramentes wie der Priesterweihe unter Todsünde verboten ist. Wie zuverlässig die "Untersuchungen" des Feindes Christi sind, zeigt sich bereits daran, dass er von dem "Untersuchten" ein falsches Geburtsdatum angibt, das er - wie er ausdrücklich schreibt - aus einer unzuverlässigen Quelle "konstruiert" hat. Statt den Untersuchten oder einen seiner Bekannten kurz anzurufen oder anzuschreiben, wird fleißig "konstruiert". Und der Feind Christi, dessen Quellenmaterial offenkundig so bescheiden ist, dass er noch nicht einmal das Geburtsdatum des Untersuchten anzugeben vermag, sollte dann bei weniger bekannten Fakten mehr Glück haben? Weil er nicht wahrhaben will, dass jemand tatsächlich zum Priester geweiht wurde, bestreitet der Feind Christi einfach, dass eine Priesterweihe gespendet wurde. Außerdem hat die Kirche unter Pius XI. und Pius XII. die Gültigkeit der Weihelinie ausdrücklich bestätigt. Aber der Feind Christi schwört auch im Widerspruch zur kirchlichen Lehre auf Kant und Fichte, er duldet keine Urteile, die seinen Wünschen widersprechen.
Über den geistigen Gesundheitszustand des Feindes Christi gibt ferner ein Brief Auskunft, den der Feind Christi an den zum Laien erklärten Bischof geschrieben hat. Die Anrede an den erklärten Laien und tatsächlichen Bischof lautet: "Hochwürdiger Herr". Also der Bischof ist sowohl Laie als auch hochwürdiger Herr, d.h. Priester.
Außerdem hat der Feind Christi den Bischof rund zwanzig Jahre lang als Bischof anerkannt. In einem Brief nennt er ihn einen "sicherlich liebenswerten und aufopferungsbereiten Bischof", und dementsprechend war auch die Anrede immer "Hochwürdigster Herr Bischof". Die Verunglimpfung des Bischofs erfolgte erst, als der Bischof einen Mann zum Priester weihte, der das Teufelswerk des Feindes Christi nicht nur durchschaute, sondern auch mit unwiderlegbaren eindeutigen Argumenten öffentlich entlarvte. Frühere Amtshandlungen, auch Priesterweihen durch den Bischof waren kein Problem, auch wenn ein solcher Priester in den üblichen Messzentren zelebrierte. Erst der zuletzt geweihte Priester wurde als Gefahr für das Reich des Satans bewertet, und dementsprechend wurde gezielter Rufmord begangen: Die Gültigkeit der Weihe wurde nur geleugnet, um einen Gegner Satans öffentlich in Misskredit zu bringen und damit mundtot zu machen.
Es ist nicht schwer, die falschen Propheten zu entlarven, es genügt, wenn man sich mit den Fakten auseinandersetzt und sich nicht durch die Aufschrift "römisch-katholisch" blenden lässt. Wir stehen nun in der Entscheidung: Glauben wir lieber der Kirche, oder glauben wir lieber dem, der seine Einsichten konstruiert aus Atheismus, Sittenverderbnis, Dummheit, Ignoranz und Irrsinn? Wollen wir lieber guten oder lieber schlechten Samen? Bis zum Ende der Zeiten wachsen Weizen und Unkraut nebeneinander. Der Weizen kommt in die Scheune, das Unkraut wird verbrannt werden. Amen.

(*) Immanuel Kant, Opus postumum, in: Gesammelte Schriften, Walter de Gruyter, Berlin und Leipzig 1936, Bd. XXII, S. 60

S. auch:
Der Begriff "römisch-katholisch"
Wieder ein neuer Papst?
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