V2-Protestbriefe: Reinold Stecher, Reinhard Lettmann, Hermann Groer

(Internet, 22.03.1998)
In diesem Artikel betrachten wir vier Briefe, die mit den drei Konzilsfunktionären Stecher, Lettmann und Groer - einmal als Absender, einmal als Empfänger und einmal als Thema in der Briefliteratur der V2-Sekte - in Zusammenhang stehen.
Anscheinend fühlt sich heute jeder Hinz und Kunz berufen, seinen Senf zu aktuellen Geschehnissen abzugeben; je unqualifizierter, desto besser. Jeder versucht krampfhaft, das jämmerliche Niveau der anderen noch zu unterbieten. Ein besonders schockierendes Beispiel liefert die Sekte um Udo Fischer, die auf Ihrer Homepage ein "Gästebuch" eingerichtet hat, aus der wir einen Beitrag zitieren - zur Vermeidung der Unterstellung, wir würden tendenziöse Selektion betreiben, zitieren wir ungekürzt; da der zitierte Autor seinen Namen der Öffentlichkeit preisgibt, nennen wir ihn auch hier:
"Was ist das Motiv von J. Hartmann [unbedeutender V2-Protestler] u. anderen?
Geschrieben von Dr. Klaus Pissarek, Innsbruck am 11. Maerz 1998 at 23:16:13:
Bei jedem Krimi stellt sich früher oder später die Frage nach dem Motiv des Täters. Ohne Motiv gibt es auch keine Tat. Was sollte nun das Motiv eines Menschen sein,sich ohne Tatbestand der Öffentlichkeit preiszugeben; Demütigungen sind vorprogrammiert, das Privatleben leidet darunter. Welche Kraft, Emotion, welches Erleben müssen Antriebfeder für den Gang an die Öffentlichkeit gewesen sein?!! Und der einzige ist Hartmann schon lange nicht mehr... Ein Insider wie Krenn ist somit entweder fundamentalistisch-blind oder aber ein eiskalter Machtmensch, dem es im adäquaten Augenblick auch nicht zu blöd ist, zu LÜGEN, seiner eigenen Bibel- u. Glaubensauslegung nach also schwer zu sündigen, damit aber natürlich jeglichen Rest an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der Vergleich mit den Schriftgelehrten u. Pharisäern zu Jesu Zeiten drängt sich schier auf, und welche Beziehung Jesus zu diesen hatte, braucht nich gesondert erwähnt zu werden."
Wir gehen auf diesen Unfug nicht weiter ein; es genügt festzustellen, welche Holzhammerparolen hier von dem Herrn Doktor verwendet werden, Parolen, die ihn in gefährliche Nähe zu Ideologen, zu Fanatikern und Volksverhetzern bringen. Auf Logik und Argumentation wird hier vollständig verzichtet, Gefühl ist alles.
Der Herr Doktor ist entweder unfähig oder unwillig, mitzureden, jedenfalls bietet er nur undifferenzierte Polemik mit einer fruchtlosen Schwarz-weiß-Malerei. Bei "Kirche zum Mitreden" wird jedoch der wirkliche Dialog gepflegt; zu diesem Zweck ist es notwendig, die Spreu vom Weizen in der Argumentation zu trennen und damit sichere Grundlagen für fruchtbare Gespräche zu schaffen. Damit nun zu den drei Konzilsfunktionären.

Reinold Stecher

Stecher schrieb bereits vor einigen Monaten zwei Briefe an Wojtyla. Der erste Brief galt dabei als "vertraulich", wurde aber in einigen Medien veröffentlicht und dann in der Tat öffentlich kommentiert und diskutiert; der zweite Brief, einige Wochen später als Epilog verfaßt, hatte von Beginn an einen öffentlichen Charakter. Stecher schreibt grenzenlos öde und langatmig; bei dem ganzen Wortschwall bleibt nur ein kümmerliches Häufchen an Informationen übrig, und deswegen zitieren wir seine beiden Schreiben hier nicht komplett, sondern bieten die Texte in einer Zip-Datei an (15 KB - entpackt 40 KB). Hintergrund für die Schreiben bildet die "Laieninstruktion" des Vatikan, die wir bereits kommentiert haben. Wir nennen kurz die Themen der Stecher-Briefe:
Erster Brief:
I.1. Die Laien müssen mehr Rechte im Seelsorgebereich erhalten, z.B. Kommunionspendung und Predigt.
I.2. Der Zölibat muß abgeschafft werden, dann gibt es mehr Priester.
I.3. Gefallenen Priestern, die im Konkubinat leben, soll die Möglichkeit gegeben werden, im kirchlichen Dienst zu arbeiten.
I.4. Rom ist und gilt allen als unbarmherzig.
Der zweite Brief wärmt besonders die Thematik der gefallenen Priester wieder auf und nennt "Gründe", weshalb den am Zölibat Gescheiterten der Weg in die Ehe durch frühzeitige Gewährung einer Dispens (z.B. wie zur Zeit von Montini zwei Jahre) leicht gemacht werden sollte:
II.1. "Pastorale Gründe": Die Kirche wird von Betroffenen als unbarmherzig und unchristlich empfunden, erscheint somit unattraktiv; es kommt zur Entfremdung.
II.2. "Moraltheologische Gründe": Stecher kündigt zwar an, moraltheologische Gründe zu nennen, nennt aber in Wahrheit keine.
II.3. "Soziale Gründe": Je später eine Dispens erteilt wird, desto später besteht für den Gescheiterten überhaupt nur die Möglichkeit, im kirchlichen Dienst - z.B. als Sakristan - zu arbeiten; eine außerkirchliche Berufswahl ist fast ausgeschlossen.
II.4. "Theologische Gründe": Weil die Kirche Dispensen - auch im Bereich der gescheiterten Priester - erteilen kann, ist ein Vergleich zwischen dem Eheversprechen und dem Zölibat (Versprechen der Ehelosigkeit) unzulässig.
II. 5. "Biblische Gründe": Stecher beruft sich bei seiner Kritik an Wojtyla auf die deutlichen Worte Jesu gegenüber dem hl. Petrus (Mt 18,21) und will dadurch den Vorwurf des Ungehorsams gegenüber dem Stellvertreter Christi von sich weisen.

Stecher, wahrscheinlich ein gültig geweihter Bischof, nun vom Glauben abgefallen, betreibt lediglich Schaumschlägerei. Im Grunde sieht er in der Kirche nur einen Dienstleistungsbetrieb, u.z. keineswegs in der Sparte Religion und Seelenheil - im christlichen Sinne: Heil aus dem Glauben -, sondern ausschließlich in der Sparte Entertainment. Mit Begriffen wie Treue und Opfer weiß Stecher gar nichts anzufangen, für ihn zählt nur das "Feeling good". Deswegen beruft er sich fast gar nicht auf die Heilige Schrift oder auf kirchliche Texte, sondern fast nur auf "pastorale Erfahrungen"; diese "pastoralen" Aussagen werden an den Anfang gestellt und genüßlich breitgetreteten; alles, was mit Theologie zu tun hat, wird bestenfalls gestreift. Eine besondere Schwierigkeit bei der Würdigung der Schreiben Stechers liegt darin, daß er sich ausgiebig der Widersprüchlichkeit bedient, wie das im V2-Lager üblich ist. Er sagt also 2x2=4 und 2x2=5; wirft man ihm vor, daß er etwas Falsches sagt, verweist er auf eine andere Textstelle, in der etwas Richtiges steht. Ein Beispiel: Nach seinen Tiraden gegen den Zölibat schreibt Stecher: ""Ich sage diese Dinge nicht, weil ich gegen den Zölibat bin oder weil ich mir etwa einbilde, mit dem Stand der 'viri probati' gäbe es keine Schwierigkeiten. Die gibt es überall, wo Menschen sind." - Wenn Stecher nicht gegen den Zölibat ist, warum fordert er dann seine Abschaffung? Ganz einfach: Weil Stecher gegen den Zölibat ist! Nun zu den einzelnen Themen in Stechers Briefen:
Zu I.1.: Stecher entwertet den Priester - damit ganz auf der Linie von V2 - zum Kundendienstler, der sich nicht wesentlich von den Laien unterscheidet. Da es in Stechers V2-Ideologie kein Meßopfer mehr gibt, sondern nur die Mahlfeier des "Novus Ordo", ist es tatsächlich nicht einzusehen, warum nicht auch Laien predigen und die Kommunion austeilen sollten. Was aber sagt die katholische Lehre:
a) Kommunionspendung: "Von der im Notfalle von der Kirche tolerierten 'Selbstkommunion' der Laien abgesehen, galt schon in der Urkirche der apostolische Grundsatz, daß die Laien ordentlicherweise nur aus der geweihten Hand des Priesters die heilige Kommunion empfangen dürfen. Daß diese exklusiv priesterliche Prärogative göttlichem Recht und nicht etwa bloß kirchlicher Einsetzung ihren Ursprung verdankt, leiten die Theologen mit Recht aus dem Auftrage Christi ab: 'Tuet dies zu meinem Andenken' (vgl. Suarez, De Euchar. disp. 72 sect. 1). Deshalb lehrt das Tridentinum (s. 13 cap. 8 Dz 881): In sacramentali autem sumptione semper in Ecclesia Dei mos fuit, ut laici a sacerdotibus communionem acciperent, sacerdotes autem celebrantes seipsos communicarent, qui mos tamquam ex traditione apostolica descendens iure ac merito retineri debet [Bei dem sakramentalen Empfang aber war es in der Kirche immer Sitte, daß die Laien von den Priestern die Kommunion erhielten, die zelebrierenden Priester aber sich selbst die Kommunion reichten, eine Sitte, die, weil sie aus der apostolischen Tradition stammt, mit Recht und verdientermaßen beibehalten werden muß]. Der hl. Thomas (S. th. 3 p. q. 82 a. 3) führt drei theolologische Gründe für die Angemessenheit des priesterlichen Vorrechtes an: den innigen Zusammenhang zwischen Kommunion und Opfer, weswegen nur die Opferer auch als ordentliche Austeiler der Opferspeise gelten dürfen; sodann die Mittlerstellung zwischen Gott und Volk, die wieder nur Priester einnehmen können; die Forderung der Ehrfurcht, daß nur eine geweihte Hand die konsekrierte Hostie berühre. Über die weitere Forderung der kirchlichen Jurisdiktion, bzw. Erlaubnis s. Suarez, De Euchar. disp. 72 sect. 2" (Pohle-Gierens, Dogmatik, Bd. 3, Paderborn (9)1937, 308f).
b) Predigt: Da in der gesamten Kirchengeschichte die liturgische Predigt zum Aufgabenbereich der höheren Kleriker gezählt wurde, ist die Forderung nach einer Laienpredigt durch nichts berechtigt oder erklärlich; sie gehört einfach zu den V2-Innovationen, die auf die Abschaffung des Ordo abzielen, und braucht deswegen nicht weiter behandelt zu werden.
Zu I.2.: Natürlich könnte man jetzt die Angemessenheitsgründe für den Zölibat, der nach allgemeiner Auffassung nicht auf göttlichem, sondern auf kirchlichem Recht beruht, nennen, z.B. die Verähnlichung des Priesters mit dem jungfräulichen Christus und den ehelosen (Petrus war, wie wir annehmen müssen, Witwer) bzw. jungfräulichen Aposteln. Den Zölibat als besonders erhabenes Opfer darstellen zu wollen, scheint uns manchmal doch etwas übertrieben zu sein, da es demjenigen, der nie sexuellem Verlangen nachgibt, naturgemäß leichter fällt, sexuell enthaltsam zu leben - sein Verlangen nach geschlechtlicher Befriedigung wird sich üblicherweise sehr bald verringern und - zumindest fast - verlieren, anders als bei dem, der in der Ehe lebt und sich an einen regelmäßigen Vollzug der Ehe gewöhnt hat. Stecher meint aber, wenn das Zölibat abgeschafft würde, gäbe es mehr Priester: Dies ist eine pure Fiktion, denn das Priestertum ist weit mehr als nur Ehelosigkeit. Und wenn der Zölibat in früheren Zeiten nicht abgeschafft werden mußte, um genügend Kleriker zu bekommen, warum sollte er heute abgeschafft werden? Gerade in einer Zeit, in der Sexualität so präsent ist wie in der unsrigen, zeigt das Festhalten am Zölibat, daß Jungfräulichkeit ein hohes, aber keineswegs ein unerreichbar hohes Gut ist.
Zu I.3.: Stecher ist kein Realist: Wenn man es den Gescheiterten wirklich kinderleicht machen würde, das Konkubinat aufrecht zu erhalten bzw. eine Ehe einzugehen, dann muß man irgendwann überhaupt das Zölibat aufgeben, denn dann wäre schwerlich einzusehen, weswegen man in den Momenten der Versuchung nicht nachgeben sollte - man würde ja in jedem Falle eine gesicherte Existenz in der Kirche behalten. Die Kirche würde mit der von Stecher geforderten und von Montini ja auch vorgeführten Politik den Anschein erwecken, als sei es "gar nicht schlimm", wenn ein Priester im sechsten Gebot sündigt bzw. seinem Versprechen untreu wird.
Zu I.4.: Nach dem Gesagten genügt es, auf den Text über die Sedisvakanz (darin v.a. Nr. 3) zu verweisen.
Zu II.1.: Stechers Club soll marktgerecht, medienwirksam, mitgliederstark etc. sein; darin unterscheidet er sich signifikant von der Kirche Christi; man lese nur die eucharistische Rede (Joh 6): "Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm" (Joh 6,66). Stecher hätte bei einem Abmarsch der Massen reagiert: "Okay, Leute, war nicht so gemeint; ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil!" Jesus reagierte anders: "Da fragte Jesus die Zwölf: 'Wollt auch Ihr weggehen?'" (Joh 6,67) - Man denke auch an folgende Schriftstelle: "Von da an begann Jesus Christus seinen Jüngern klarzumachen, er müsse nach Jerusalem gehen, vieles erleiden von seiten der Ältesten, Hohenpriester und Schriftgelehrten, getötet werden und am dritten Tage auferstehen. Petrus zog ihn zu sich, machte ihm Vorhaltungen und sagte: 'Gott bewahre, Herr! Das soll dir keineswegs widerfahren!' Er aber wandte sich um und sagte zu Petrus: 'Weg von mir, Widersacher! Du bist mir zum Ärgernis: Du hältst es nicht mit Gott, sondern mit den Menschen.'" (Mt 16,21-23). Mit wem hält es Stecher?
Zu II.2.: Unter der Überschrift "Moraltheologische Gründe" setzt Stecher nur die -  wertlosen - "pastoralen Gründe" fort.
II.3. - II.5. bringen nichts Neues, müssen deshalb nicht weiter betrachtet werden.
Was nun die "Heilsnotwendigkeit des Sakramentenempfangs", z.B. der Eucharistie betrifft, wovon Stecher redet, s. den Text über das "pseudokatholische Sektenwesen". Stecher hält nichts von der Mahnung Jesu: "Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet darum den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende" (Lk 10,2). - In der echten römisch-katholischen Kirche herrscht n.b. momentan kein Priestermangel. Es besteht keinerlei Anlaß, den Zugang zur Weihe irgendwie zu erleichtern, statt dessen gibt es vielmehr die Tendenz, durch sehr strenge Auswahlverfahren die Zahl der Priester zu senken. Man täte gerade heute niemandem, der nicht ganz klar die für das Priestertum notwendigen Talente besitzt und entfaltet hat, einen Gefallen, wenn man ihn zum Priester weihen würde. Bereits die brutale Vorgehensweise der V2-Sekte gegen uns Priester erfordert viel Widerstandskraft, und erst recht der tägliche, oft scheinbar aussichtslose Kampf ums Überleben. "Gott ist es ja, der das Wollen wie auch das Vollbringen in euch bewirkt, so wie es ihm gefällt" (Phil 2,13).

Reinhard Lettmann


"Sehr geehrter Herr Bischof! Danken möchte ich Ihnen für die Einladung zur Studienwoche Ende Januar d.J. Sie schreiben uns: 'Wie Sie selbst gewünscht haben, werden Sie diese Woche mit Herrn Prof. Dr. Herbert Vorgrimler zum Thema 'Wohin geht die Kirche?' arbeiten.' Und Sie danken dann dem Professor für seinen Einsatz... Ich für meine Person habe diesen Referenten nicht gewünscht. Und ich sehe auch keinen Grund, ihm zu danken. Folgendes veranlaßt mich dazu:
1. Herr Prof. Vorgrimler ist Unterzeichner der berüchtigten "Kölner Erklärung". Diese Erklärung trägt pamphletartige Züge und stellt einen feindseligen Akt gegen die Kirche und den Stellvertreter Christi dar. Sie ruft zum offenen Ungehorsam gegen Papst und Kirche auf. Auch wenn mittlerweile die öffentliche Beschimpfung des Heiligen Vaters (vgl. unsere Kirchenzeitung vom 4. Jan. 98) bei einigen Bischöfen aus dem deutschsprachigen Raum üblich geworden ist, rechtfertigt das keineswegs die Kölner Erklärer im nachhinein. Es ist mir nicht bekannt, daß Prof. Vorgrimler seine Unterschrift zurückgezogen hätte.
2. Professor Vorgrimler ist ein notorischer Kritiker des Zölibates. Öffentlich, d.h. in einem studentischen Seminar, hat er seinerzeit im Hinblick auf Sie, Exzellenz, da Sie sich weigerten, seiner Sekretärin eine Dozentur zu verschaffen, damit gedroht, diese Frau dann eben zu ehelichen. Hiermit weckte er in der Öffentlichkeit erheblichen Zweifel an seinem persönlichen Lebenswandel.
3. Noch kürzlich hat er in unserer Kirchenzeitung den Heiligen Vater mit einer Häme und Bosheit überschüttet, die schwerlich vom "Stürmer" oder heutigen ausgewiesenen Papsthassern wie J. Augstein hätte übertroffen werden können. Er griff Papst Johannes Paul II. wegen seiner Frömmigkeit in unflätiger Weise an - ganz zu schweigen von den Beleidigungen gegen die Gottesmutter und den Nährvater unseres Erlösers.
Professor Vorgrimler wird vor unserem Kurs zum Thema 'Wohin geht die Kirche?' sprechen. Diese Frage wird man hier wohl nicht mehr zu stellen brauchen. Es gibt kaum Zweifel daran, wohin die Kirche mit solchen Leuten geht, wenn ihnen weiterhin eine Plattform wie unser Priesterseminar für ihre Agitation gegen Papst und Kirche geboten wird. Sie, Herr Bischof, werden wohl verstehen, daß ich für so einen krankhaften Haß nicht zur Verfügung stehe, und bitte Sie daher, mich für diese Studienwoche zu entschuldigen. Die Kopie dieses Briefes erlaube ich mir zur Unterrichtung unserem Sprecher Pfr. Wim Wigger, dem Regens des Priesterseminars sowie in Rom Em. Kardinal Ratzinger zuzusenden.
Ceterum censeo: Der kirchliche Beratungsschein, der den ungeborenen Kindern den Tod bringt, muß endgültig abgeschafft werden. Gottlob, Herr Bischof, ist ja jetzt mit dem Machtwort des Heiligen Vaters endlich auch unsere Beratungssscheinpolitik im Bistum Münster gescheitert. Hätten Sie nicht auch ohne diese lex teutonica des Papstes den Beratungsschein in unserer Diözese verbieten können? Sie wurde doch erst notwendig durch die Verschanzung unserer Bischöfe vor der Wirklichkeit. Und ihre häufige Verteidigung des Beratungsscheines stand immer auch im Widerspruch gegen Rom. Mit freundlichen Grüßen, Paul Spätling, Kaplan" 

Wir haben Herrn Lettmann um eine Stellungnahme zu Spätlings Werk gebeten und ihm eine ganze Woche Reaktionszeit eingeräumt, die Lettmann jedoch ungenutzt verstreichen zu lassen für gut befand. Wir hoffen, daß Lettmann wenigstens seiner Pflicht nachgekommen ist, seinen "Kaplan" Spätling auf unsere Seiten aufmerksam zu machen. Der Brief wurde in dem V2-Propagandablatt "Der Schwarze Brief" von Claus-Peter Clausen veröffentlicht; wir haben Clausen per e-mail um die Adresse von Spätling gebeten, erhielten aber keine Antwort. Ein Benehmen ...
Bei dem Brief fällt zunächst auf, daß Spätling sich in die Ecke der Wojtyla-Getreuen verschanzt, wie auch die Konzilsfunktionäre Haas und Krenn; er begnügt sich mit der "halben Wahrheit". So erkennt Spätling richtig den Pamphletcharakter der Kölner Erklärung und ihren Zweck, autoritäre Strukturen zu bekämpfen. Ferner lehnt er mit Recht die verschiedenen schweren Entgleisungen Vorgrimlers ab. Richtig erkennt Spätling auch die Kultur des Todes, die hinter dem "Beratungsschein" steckt.
Dennoch zieht Spätling praktisch keinerlei Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen: Wojtyla ist für ihn weiterhin der "Heilige Vater", und Lettmann weiterhin der "Herr Bischof". Nun macht Wojtyla aber keinen großen Hehl daraus, daß er die "neue Theologie" vertritt und fördert. Den Super-Häretiker Hans Urs von Balthasar wollte Wojtyla zum Kardinal erheben (Balthasar starb kurz vor der feierlichen Preisverleihung); zudem förderte Wojtyla die Verbreitung der Baltharsarschen Phantastereien, z.B. vor wenigen Jahren mit dem "Haus Balthasar". Es wirkt schon peinlich, wenn man behauptet, der "Heilige Vater" Wojtyla wolle die Theologie von Irrtümern reinhalten - so hat er doch den bekannten Modernisten Joseph Ratzinger gar zum Boß seiner "Glaubenskongregation" erkoren.
Spätlings Werk ist in jedem Falle ungehörig: Einem Bischof solche frechen Worte zu schreiben, geziemt sich einfach nicht. Aber weil Lettmann ja kein Bischof ist, unterstützt Spätling das Lügengebilde von V2, er will die Illusion des katholischen Roms weitertragen.
 

Hermann Groer


"Offener Brief
An die Hochwürdigsten Herren Erzbischöfe und Bischöfe Dr. Christoph Kardinal Schönborn, Dr. Georg Eder, Johann Weber und Dr. Egon Kapellari
Eminenz! Exzellenzen!
Mit großer Sorge wollen wir Ihnen unsere Befürchtung unterbreiten, daß Sie an Ihrem Mitbruder Kardinal Groer schweres Unrecht begangen haben. Aus folgenden Gründen bitten wir sie, Ihre Haltung noch einmal zu überprüfen: Wir wissen nicht, ob Sie über Informationen verfügen, die uns als durchschnittlichen Medienkonsumenten nicht zugänglich sind. Wir sind aber jedenfalls von der Glaubwürdigkeit und Integrität jener Personen, die Kardinal Groer beschuldigen, nicht überzeugt. Obwohl Sie darüber offenbar anderer Ansicht sind, hatten und haben Sie deshalb nicht das Recht, ein Urteil über Kardinal Groer zu sprechen.
Verzeihen Sie, hochwürdigste Herren, die offenen Worte: Sie haben sich ein Richteramt angemaßt, das Ihnen nicht zusteht. Auch wenn es um die Einhaltung der Normen des kirchlichen Gesetzbuches geht, sollten Sie mit gutem Beispiel vorangehen. Und nach der Ordnung der Kirche hat nur der Heilige Vater ein solches Richteramt. Und nachdem der Papst keinen Handlungsbedarf sah, hätten wir uns gewünscht, daß dies auch von Ihnen akzeptiert wird.
Wenn österreichische Bischöfe diesen Weg weitergehen, ihr Handeln danach auszurichten, daß sie "von allen gelobt werden", dann wird unser Land bald und für lange Zeit ins Heidentum zurückfallen. Als soziale Institution wird die Kirche Österreichs erhalten bleiben, ihre eigentliche Aufgabe aber verraten haben.
Wir sind in Sorge, wenn es nun wohl zu dem "Dialog" mit den Vertretern des sogenannten Kirchenvolksbegehrens kommt. Auf das Beispiel Jesu darf sich dabei niemand berufen. Nirgends gibt es in der Heiligen Schrift einen Hinweis darauf, daß Er einen Dialog mit den moralisch verkommenen Theologen und Mächtigen seiner Zeit (Schriftgelehrten und Pharisäern) gesucht habe.
Wir bitten um Antwort auf folgende Fragen:
a) Wie kann ein katholischer Christ ein Gespräch darüber führen, ob ein in Todsünde Lebender zum Empfang der heiligen Eucharistie zugelassen werden soll? Wäre die Prämisse eines solchen Gespräches nicht, daß es Todsünde und Realpräsenz überhaupt nicht gibt?
b) Ist die Frage nach der Priesterweihe von Frauen vom Papst nicht endgültig und unfehlbar entschieden, wie Kardinal Ratzinger sagt? Hat nicht das Zweite Vatikanische Konzil die Lehren aller vorhergehenden Konzilien bekräftigt? Gilt daher nicht auch das Unfehlbarkeitsdogma des Ersten Vatikanischen Konzils? Und ist es nicht so, daß jeder katholische Priester, der dieses Unfehlbarkeitsdogma leugnet, nach Canon 1364 CIC exkommuniziert ist? Wollen Sie sogar das Risiko eingehen, daß gläubige Katholiken in ihrer Diözese in eine entsetzliche Gewissensnot kommen, weil sie sich nicht sicher sein können, ob ihr eigener Oberhirte noch zur Gemeinschaft der Kirche gehört?
c) Sie sagen, Sie wollen den Heiligen Vater schützen, aber muß man nicht eher den Eindruck haben, daß Sie ihn desavouiert haben? Warum kam Ihre Erklärung, die eher eine öffentliche Hinrichtung war, wenige Tage vor der Apostolischen Visitation?
Wir können die Begeisterung der Funktionäre der Katholischen Aktion nicht teilen, deren Legitimation, für die katholischen Laien zu sprechen, wir nicht kennen und von denen wir uns in keiner Weise vertreten fühlen. Unsere Vorstellungen, wie die Neu-Evangelisierung Österreichs gelingen kann, wollen wir hier öffentlich als Bitten formulieren:
a) Sorgen Sie bitte mit aller Kraft und so rasch wie möglich dafür, daß im katholischen Religionsunterricht wieder Glaubensinhalte vermittelt werden. Wie kann jemand aus einem Glauben heraus leben, deren Inhalt er nicht kennt? Es wäre übrigens an der Zeit, daß jene Bischöfe, die seinerzeit die Glaubensverkündigung im Religionsunterricht abgeschafft haben, die gläubigen Katholiken hiefür um Verzeihung bitten.
b) Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Reinheit der Lehre wahr und sorgen Sie dafür, daß Theologen und Religionslehrern, die den Glauben der Kirche ablehnen, die Lehrbefugnis entzogen wird.
c) Nehmen Sie bitte Ihr oberstes Leitungs- und Richteramt in Ihrer Diözese wahr, und sorgen Sie dafür, daß Ärgernis erregende Priester zur kirchlichen Ordnung zurückkehren. Es gibt bekanntlich Priester, die ganz offen sexuelle Beziehungen zu Frauen unterhalten. Hier hätten Sie unter Umständen auch ein Richteramt auszuüben, das Ihnen nach der Ordnung der Kirche zusteht.
Seine Exzellenz, den hochwürdigsten Herrn Nuntius, bitten wir inständig, den Heiligen Vater davon zu unterrichten, daß es in Österreich viele Aufbrüche im echten katholischen Geist gibt, die keinen Niederschlag in Funktion und Gremien finden und Zeichen der Hoffnung sind.
In christlicher Verbundenheit zeichnen
Dr. Alfons Adam, Gerlinde Adam, Hellmut Brandner-Wolfszahn, Dipl.Ing. Josef Czernin-Kinsky, Anna Fasel, Rosa Fischer, Dr. Franz Hoepler, Dipl.Ing. Hans Hoyos, Univ.Prof. Dr. Robert Krapfenbauer, Regina Lechner, Rudolf Lechner, Herbert Lindner, Hofrat Peter Mudera, Mag. Sonja Mund, Hermine Pichler, Hochschulprofessor DDr.Robert Prantner, Robert Reithofer, Rositta Reithofer, Nikolaus Rosam, Anna Sattler, Günther Senoner, Helene Senoner, Mag. Gernot Steier, Pilar Steier, Berta Thoma, Karl Thoma, Willy Thurn und Taxis, Alexander Trachta, Dr. Richard Walderdorff, Wilhelmine Walderdorff, Dr. Johann Wilde, Günther Willim, Maria Zöchbauer
(Kronen-Zeitung v. 16.3.1998)"


Auch die Unterzeichner des Offenen Briefes bleiben im Sumpf der halben Wahrheit stecken; während Stecher offensichtlich den katholischen Glauben rücksichtslos und niveaulos bekämpft, halten wir es nicht für absolut ausgeschlossen, daß Spätling und die Unterzeichner dieses offenen Briefes wirklich an der Wahrheit interessiert sind, nur eben - aus welchen Gründen auch immer - nicht die volle Wahrheit vertreten.
Wie wir bereits zum Thema Udo Fischer schrieben, beweist die "moralische Gewißheit" von vier Konzilsfunktionären gar nichts, selbst wenn das von der Fischer-Sekte lügnerisch behauptet wird. Und es ist löblich, daß die Unterzeichner nach der "eigentlichen Aufgabe" der Kirche fragen. Es imponiert sogar etwas, wenn die Unterzeichner so weit gehen: "Wollen Sie sogar das Risiko eingehen, daß gläubige Katholiken in ihrer Diözese in eine entsetzliche Gewissensnot kommen, weil sie sich nicht sicher sein können, ob ihr eigener Oberhirte noch zur Gemeinschaft der Kirche gehört?" Allerdings ist es ja leicht einzusehen, daß die Konzilsfunktionäre nicht zur Gemeinschaft der Kirche gehören. Die Unterzeichner betrügen sich letztlich selbst, wenn sie noch Heil von Rom erwarten. Und somit ist auch ihnen derselbe Vorwurf zu machen wie Spätling: Wären Schönborn etc. Bischöfe, wäre dieser "offene Brief" ungehörig; da sie es nicht sind, verteidigen die Unterzeichner das Trugbild des katholischen Vatikan.
Wir wollen hier die von den Unterzeichnern gestellten Fragen beantworten:
Zu a) In der Tat, in der "Theologie" der V2-Sekte läuft alles darauf hinaus, die Lehren über die Todsünde und die Realpräsenz zu verzerren bzw. zu leugnen. Mit dem "Novus Ordo", der ja keine Opferung mehr enthält, sondern nur noch eine Mahlfeier ist, in der zudem in den Landessprachen "Wandlungsworte" in Gebrauch sind, die nicht auf Christus zurückgehen (für viele -> für alle), ist ja faktisch die Realpräsenz abgeschafft, auch wenn manche rückschrittliche Mahlvorsteher noch Beingymnastik vor den Brotstücken betreiben.
Zu b) ba) s. unsere Leserbriefe vom 03.01.98; bb) nein, hat es nicht, sondern nur einen Mischmasch aus richtigen und falschen Aussagen produziert; bc) das Unfehlbarkeitsdogma gilt, egal, was später irgend jemand behauptet oder bestreitet: "Wer sagt, es sei möglich, daß man den von der Kirche vorgelegten Glaubenssätzen entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft gelegentlich einen anderen Sinn beilegen müsse als den, den die Kirche verstanden hat und versteht, der sei ausgeschlossen" (zit. nach NR 61); die Frage ist also unlogisch; bd) s. bc); be) Chaos ist das Programm der V2-Sekte.
Zu c) s. be)
Ein kurzer Kommentar zu den Bitten a) bis c): s. be).

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Offenkundig geht der Zerfall jeder Disziplin und Ordnung in der V2-Sekte recht zügig voran. Maßgeblich daran beteiligt sind nicht nur die lautstarken Protestler, also Hans Küng, Herbert Vorgrimler, Wolfgang Beinert und die anderen Stürmer und Dränger, die sich mit dem Titel "Theologe" schmücken; auch die oberste V2-Riege, etwa Stecher und Schönborn, ferner "konservative" Mahlvorsteher und selbst die "katholisch engagierte" Laienschar mischen kräftig mit. Die Lage in der V2-Truppe wird immer chaotischer, und dadurch wird es immer leichter erkenntlich, wie sehr diese Truppe vom Teufel geritten wird. Doch wer will die Wahrheit sehen?

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