Predigt am 27.08.2006
- 12. Sonntag nach Pfingsten; sd; 2 Kor 3,4-9; Lk 10,23-37 -
(Kirche zum Mitreden, 26.08.2006)
Wörter: 1193
Vor einigen Tagen verurteilte jemand unter dem Namen "Benedikt"
öffentlich in einem Forum (s.
http://www.kreuz.net/reader.936.html) einen römisch-katholischen
Priester als "Apostat und Häretiker". Auf die Frage des Priesters,
worauf sich denn diese ungeheuerliche Verurteilung stützt, schrieb
dieser "Benedikt": "Ihre „Position“ besteht aus Hasspredigten und aus
der Degradierung des Christentums zu einem Vorschriftengerüst,
dass jeden mit Höllenstrafen belegt, der auch nur um einen
Zentimeter abweicht. Ein Terrorregime also. Wer Ihren Sermon liest kann
klar erkennen, dass das, was aus ihnen hervorquilt nicht katholisch
sein kann. (...) Sie propagieren auf Ihrer Seite den Untergang der
Kirche durch Verlust der Sukzession. Das ist Häresie. Sie haben
sich vom Petrusamt getrennt. Das bedeutet ein Schisma. Sie reduzieren
das Christentum auf ein Strafgerüst. Das ist Apostasie."
Eigentlich müsste jeder wissen, was die Begriffe Häresie,
Apostasie und Schisma bedeuten, aber offensichtlich besteht ein
erschreckender allgemeiner Bildungsmangel gerade in den wichtigsten
Bereichen des menschlichen Lebens. Man weiß zwar ganz genau,
welcher Prominente sich gerade von wem hat scheiden lassen, man
weiß zwar ganz genau, wie die Bundesligaspiele am Wochenende
ausgegangen sind usw., aber um die wirklich wichtigen Fragen
kümmert man sich gar nicht. Deshalb zunächst einige
Begriffserklärungen: Im Kompendium der christlichen Lehre von
Papst Pius X. steht: "(225) Außerhalb der wahren Kirche befinden
sich die Ungläubigen, die Juden, die Häretiker, die
Apostaten, die Schismatiker und die Exkommunizierten. (228) Die
Häretiker sind jene Getauften, die sich hartnäckig weigern,
eine von Gott geoffenbarte und von der katholischen Kirche als
Glaubenssatz gelehrte Wahrheit zu glauben, z.B. (...) die verschiedenen
Sekten der Protestanten. (230) Die Schismatiker sind jene Christen, die
zwar nicht ausdrücklich einen Glaubenssatz leugnen, aber sich
freiwillig von der Kirche Jesu Christi, das heißt von ihren
rechtmäßigen Hirten, trennen. (229) Die Apostaten sind jene,
die dem katholischen Glauben, den sie zuvor bekannten, abschwören
oder ihn durch eine äußere Tat verleugnen." Und was es
bedeutet, außerhalb der katholischen Kirche zu sein, ist
unfehlbar so formuliert: "[Die heilige römische Kirche ...] glaubt
fest, bekennt und verkündet, daß niemand außerhalb der
katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder
ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird,
vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen
Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr [der Kirche]
anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche,
daß die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heile gereichen, die
in ihr bleiben, und daß nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme
Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt.
Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den
Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden,
wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche
bleibt" (DS 1351, zit. nach NR 1938, 350).
Somit ist klar, dass dieser "Benedikt" offen behauptet, der
römisch-katholische Priester würde in die Hölle kommen,
wenn er nicht seinen jetzigen Weg verlässt. Doch der allgemeine
Bildungsmangel beschränkt sich nicht nur darauf, dass kaum jemand
die elementarsten Grundlagen der kirchlichen Lehre kennt. Kaum jemand
kennt überhaupt die Prinzipien der Logik, und dementsprechend
schert sich auch kaum jemand darum, ob diese Prinzipien eingehalten
werden. Wenn man z.B. jemandem etwas vorwirft, dann muss man dafür
faktische Gründe haben, also man darf nicht nach Lust und Laune
jemandem ein Vergehen andichten. Das gilt selbst dann, wenn man ihm
diese Vorwürfe öffentlich in einem Forum macht. Konkret zu
diesem "Benedikt" ist also zu fragen: Worauf stützt er seine
Anschuldigungen? Wo genau hat der römisch-katholische Priester
"den Untergang der Kirche durch Verlust der Sukzession" "propagiert"?
Wo hat sich der Priester "vom Petrusamt getrennt"? Wo hat der Priester
"das Christentum auf ein Strafgerüst" "reduziert"? Benedikts
vermeintliche Quellenangabe "auf Ihrer Seite" ist komplett wertlos,
denn bei dieser Internetseite (KzM) handelt es sich um etwa 800, z.T.
recht lange Texte. "Benedikt" müsste also schon ganz konkrete
Zitate vorbringen und die entsprechenden genauen Dateinamen nennen,
bevor man ihn überhaupt ernstnehmen dürfte. Wer sich aber die
Zeit nimmt, auf der Internetseite zu lesen, stellt sehr schnell fest,
dass "Benedikt" entsetzliche Lügen erzählt, denn in der Tat
werden die Themen durchaus auf der Internetseite behandelt. So schreibt
der Priester, dass es die Sukzession, also gültige Bischofsweihen,
durchaus noch gibt (z.B. schmitz.htm). Der
Priester schreibt, dass das
Petrusamt selbst durch die zahlreichen Scheinpäpste nicht
aufgehört hat zu existieren; so gab es bereits in der Zeit von 222
(Hippolyt) bis 1439 (Felix V.) 36 falsche Päpste (kathol.htm). Die
Kirche hat trotzdem zu keiner Zeit behauptet, dass deshalb die Kirche
untergegangen wäre, oder dass man verpflichtet wäre, sich
einem falschen Papst unterzuordnen, ganz im Gegenteil. Und jedesmal,
wenn ein Papst stirbt, besteht solange Sedisvakanz, bis es einen neuen
Papst gibt. Die Kirche hat trotzdem zu keiner Zeit behauptet, dass die
Kirche wenigstens während der Sedisvakanz untergegangen wäre,
oder dass man wenigstens während der Sedisvakanz verpflichtet
wäre, sich einem falschen Papst unterzuordnen, ganz im Gegenteil.
Also die Vorwürfe Häresie und Schisma sind nicht nur
vollkommen unbegründet, sondern direkte Lügen. Bliebe noch
der Vorwurf der "Apostasie", die laut "Benedikt" in er
"Degradierung des Christentums zu einem Vorschriftengerüst"
bestehen soll. Zunächst ist festzuhalten, dass gem. Dogma "niemand
außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch
Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen
Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das
dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem
Tod ihr [der Kirche] anschließt." Ein anderer unfehlbarer
Glaubenssatz lautet: Die Seelen derer, die im Zustand der
persönlichen schweren Sünde sterben, gehen in die Hölle
ein (cf. NR 822). In der Tat, genau das lehrt der
römisch-katholische Priester auch (weit0002.htm),
und genau dafür wird er
von "Benedikt" verurteilt. Das Credo von "Benedikt" lautet also im
Klartext: Wer ein treues Kind der römisch-katholischen Kirche ist,
wird ewig in der Hölle schmoren. Gottes Herrschaft ist laut
"Benedikt" ein "Terrorregime". Und um sein Credo als unfehlbar zu
besiegeln, triumphiert "Benedikt" gegen den Priester: "Wer Ihren Sermon
liest kann klar erkennen, dass das, was aus ihnen hervorquilt nicht
katholisch sein kann." Wer es also wagt, "Benedikts" Credo nicht zu
übernehmen, wird sofort von "Benedikts" Bannstrahl getroffen.
Man wird wohl einräumen müssen, dass diese Hassausbrüche
"Benedikts" gegen den Priester nicht nur den Priester treffen sollen.
"Benedikts" Hass sitzt viel tiefer, ist viel grundlegender: Es ist die
vollständige Rebellion gegen die Gerechtigkeit, gegen die
Wahrheit, gegen Gott selbst. Wer zu Christus gehört, findet vor
"Benedikt" keine Gnade.
Man kann noch ergänzen, dass "Benedikt" keineswegs der einzige
ist, der den römisch-katholischen Priester verurteilt. Ein anderer
(ExBochumer) argumentierte gegen den Priester: Er "kann auf keinen Fall
ernstgenommen werden." Und wieder ein anderer (landorganist)
argumentierte, man müsse den Priester "ignorieren. Alles andere
ist zwecklos." Auf diese Argumente wird jetzt nicht weiter eingegangen;
doch auch diese Argumente müssen in der genannten Weise auf
Stichhaltigkeit überprüft werden, bevor man sie
übernimmt, und erst recht, bevor man sie weiterträgt.
Nehmen wir diese Vorgänge als Mahnung, wohin man kommen kann, wenn
man sich nicht um Kenntnis des katholischen Glaubens bemüht, wenn
man nicht die Grundregeln der Logik einhält, wenn man vom Hass
gegen Christus verzehrt ist. Und mühen wir uns, immer treue Kinder
der römisch-katholischen Kirche zu sein, damit wir dereinst
teilhaftig werden der ewigen Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Amen.
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