Kirche und Gegenwart (2)
- Gottesglaube und Völkerglück -
(Kirche zum Mitreden, 18.07.1999)
[PRHL] Wenn der Staat dem Volk ein falsches Gottesbild aufzwingt, dann
handelt er nicht bloß nachlässig in einer Detailfrage; vielmehr
behindert er das Glück des Volkes.
Diesen Gedanken hat die Kirche immer vertreten, und Algermissen (s.
auch Das Antichristentum des Dritten Reiches und
unsere Aufgaben) zeigt eindrücklich die Richtigkeit dieses Gedankens
auf. Im Lichte der kirchlichen Lehre kann das Verhalten der Richter, ob
nun in Karlsruhe oder in Bonn,
beurteilt werden, die den katholischen Glauben ausrotten wollen, indem
sie eine Irrlehre, die sie im Schulterschluß mit der V2-Sekte produziert
haben, den Bürgern aufzwingen. Der loyale Staatsbürger kann diesem
antichristlichen Terror nicht nachgeben, weil er sich damit ebenso am Völkerglück
versündigen würde. Die Entscheidung, ob man im Konfliktfalle
lieber Gott oder Karlsruhe Folge leisten soll, entscheidet über ewiges
Heil oder Unheil. Nur wer glaubt, kann gerettet werden; Papst Pius XI erklärt:
"Wer die Rasse oder das Volk oder den Staat oder die Staatsform, die Träger
der Staatsgewalt zur höchsten Norm aller Werte macht und sie mit Götzenkult
vergöttert, ist weit vom wahren Gottesglauben entfernt" (Enzyklika
"Mit brennender Sorge").
Das deutsche Volk taumelt unter Dauerberieselung durch Talkshows, Gameshows,
Parties etc. besinnungslos vor sich hin: Neue "Götter" werden kreiert,
der Name Gottes wird entehrt, der Sonntag wird nicht geheiligt, die rechtmäßige
Obrigkeit wird verachtet, Mord und Totschlag, Treulosigkeit und Ehebruch
gehören zum Alltagsbild, das rechtmäßige Eigentum wird
genommen, die Wahrheit verschleiert und sogar von der staatlichen Obrigkeit
verboten - nicht gerade Kennzeichen eines gesunden Staates.
Möge Gott unserem Volke gnädig sein!
Gottesglaube und Völkerglück
Der Glaube an den wahren Gott ist der tiefste Grund der Kraft und des
Friedens und des Glückes der Völker. Wie die Sonne das Zentrum
des Planetensystems ist, der Mittelpunkt, um den die Sterne kreisen, die
Kraft, die sie trägt in ihrem Sein und hält in ihrer Ordnung,
so ist Gott der Mittelpunkt der Welt und der Menschheit.
Ohne die Sonne würde die physische Ordnung der Welt zusammenbrechen.
So beginnt in dem Augenblicke, da der Glaube an den wahren Gott in einem
Volke schwindet, der Zusammenbruch der geistigen, sittlichen, kulturellen
und gesellschaftlichen Ordnung dieses Volkes. Solange der Glaube an den
wahren Gott in einem Volke lebendig ist, liegt es wie der friedvolle Klang
von Glocken über diesem Lande, klingt es allen Bedrückten und
Gebeugten wie eine Frohbotschaft. Denn jeder weiß, daß in allem
Kreuz und Leid ein liebevolles Vaterauge über ihm wacht. Solange der
Glaube an den wahren Gott in einem Volke lebendig ist, weiß der Reiche,
daß er im Dürftigen, weiß der Mächtige, daß
er im Schwachen das Gotteskind und den Mitbruder zu sehen und zu lieben
hat. Solange der Glaube an den wahren Gott in einem Volke lebendig ist,
schwebt der Engel des Friedens segnend und weihend über das Land dahin.
Glücklich und selig preist deshalb der Psalmist ein solches Volk:
"Wohl dem Volke, das Gott zum Herrn hat,
das er sich zum Eigentum erkor."
(Ps. 32, 12).
Das Wesen des wahren Gottes
Jeder Mensch steht weltanschaulich so hoch oder tief, wie sein Gottesbegriff
ist, wie das Letzte ist, das Absolute, das er als sein Höchstes verehrt,
vor dem er sich beugt, das er anbetet, dem er sich hingibt. Schließlich
ist jedem Menschen irgend etwas das Letzte und Höchste. Auch jedes
Volk ist in seinem eigentlichen Wert zu schätzen nach der Reinheit
seiner Gotteserkenntnis, nach der Wahrheit seines Gottesglaubens, nach
der Höhe seines Gottesdienstes in der Erfüllung eines ewigen,
göttlichen Gesetzes.
Auf Grund seiner Vernunft ist jeder Mensch und somit auch jedes Volk
imstande, aus der Schönheit und gesetzmäßigen Ordnung der
sichtbaren Welt und aus der Kraft des Sittengesetzes in der eigenen Menschenbrust
zur Erkenntnis des wahren Gottes zu gelangen. So lehrt es unzweideutig
die Heilige Schrift: "Das Unsichtbare an Gott schaut der denkende Verstand
seit Erschaffung der Welt in den Werken Gottes: seine ewige Macht und Gottheit"
(Röm. 1, 20). Und "wenn die Helden, die das (geoffenbarte) Gesetz
nicht haben, aus natürlichem Antrieb die Vorschriften des Gesetzes
erfüllen, so zeigen sie, daß der Kern des Gesetzes (von Gott)
in ihre Herzen geschrieben ist" (Röm. 2, 14 f.).
Aber der mit Sünde und Leidenschaft belastete und durch die Sünde
in seinem Denken geschwächte Mensch neigt dazu, sich an Stelle des
wahren Gottes Götzenbilder zu errichten. Es brauchen nicht immer geschnitzte
Götzenbilder zu sein, vor denen sich Menschen und Völker anbetend
niederwerfen.
Die alten Kulturvölker der Babyloner und Assyrer, der Aegypter
und Germanen verehrten die Kräfte der Natur als Gott. Sie stellten
so das Geschöpf dem Schöpfer, das Endliche dem Unendlichen, das
Vergängliche dem Unvergänglichen, das Zeitliche dem Ewigen, das
Unvollkommene dem Vollkommenen gleich. Der heidnische Grieche trug die
Züge des Menschlichen in seinen Gottesbegriff, vermenschlichte das
Göttliche und vergötterte das Menschliche. Den Römern galt
der Staat als der Höchstwert. Sie vergötzten ihn so sehr, daß
sie im Kaiserkult selbst die lasterhaftesten irdischen Herrscher als Götter
anbeteten und vor ihren Standbildern Weihrauch streuten.
Da erbarmte sich Gott in unendlicher Liebe der irrenden Menschheit:
"Auf vielfache und mannigfaltige Weise sprach er schon ehemals zu den Vätern
durch die Propheten, am Ende dieser Tage aber zu uns im Sohne" (Hebr. 1,
1).
Durch die Seher des Alten Bundes hat Gott sich den Menschen kundgetan.
Den reinen, aber noch unvollkommenen Gottesbegriff des Alten Testamentes
hat der menschgewordene Gottessohn zur Vollendung geführt. Er hat
den Menschen von dem erzählt, was er "als Abglanz der Herrlichkeit
des Vaters und als Abbild seines Wesens" (Hebr. 1, 3) von Ewigkeit im Schoße
der Gottheit schaut: "Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist
und uns die rechte Einsicht gegeben hat, den wahrhaftigen Gott zu erkennen"
(1 Joh. 5,20); denn "niemand hat Gott je gesehen: der eingeborene Sohn,
der im Schoße des Vaters ist, er hat ihn kundgetan" (Joh 1,18).
Die Offenbarung des Alten und Neuen Bundes zeigt uns Gott als das ewige,
unveränderliche, unendliche Sein, als den, der auf die Frage nach
seinem Namen, nach seinem Wesen antwortet: "Ich bin der 'Ich-bin'" (2 Mos
3,14): ich bin die Fülle des ewig gegenwärtigen Seins. Sie zeigt
Ihn uns als die Fülle des vollkommenen Seins, als den Inbegriff aller
Vollkommenheiten, der alles Sein und Leben aus sich und durch sich von
Ewigkeit besitzt: "Der Vater hat dasLeben in sich selber" (Joh 5,26).
Von Ewigkeit flutet in Gott der Strom des unendlichen Seins, die Fülle
des persönlichen Lebens. Von Ewigkeit erkennt Gott in einem einzigen
Erkenntnisakte die unendliche Fülle seines göttlichen Seins und
Lebens und spricht sie in unendlicher Seligkeit als Vater in einem inneren,
lebendigen, selbständigen und selbstbewußten, persönlichen
Erkenntnisbilde in sich aus, dem Worte Gottes, dem Sohne Gottes, "Gott
von Gott, Licht vom Licht, wahrem Gott vom wahren Gott" (Symb. Nicaen.-Const.).
So hat der ursprungslose ewige Vater von Ewigkeit her "dem Sohne verliehen,
das Leben in sich selber zu haben" (Joh 5,26). Alles, was der Vater an
unendlicher Vollkommenheit durch sich in sich selber trägt, sieht
er ausgesprochen im Sohne. Er liebt deshalb den Sohn in unendlicher, ewiger
Liebe. Und der Sohn liebt den Vater in ewiger, unendlicher Liebe. Die Stärke
der göttlichen Liebe, die Kraft des göttlichen Willens ist ebenso
lebendig fruchtbar wie die Kraft des göttlichen Erkennens. Deshalb
ist auch der Inhalt dieses einen, innergöttlichen, ewigen Liebesaktes
eine eigene, selbstbewußte, selbständige Person, die göttliche
Person der Liebe, der Heilige Geist. In Ihrem Wesen umfaßt diese
göttliche Person der Liebe die ganze Fülle des göttlichen
Seins. Sie ist gleich vollkommen, gleich ewig, gleich notwendig wie Vater
und Sohn, aber als Person der Liebe von beiden verschieden. Der Heilige
Geist geht als göttliche Person der Liebe aus vom Vater und Sohn:
"Der Tröster, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit,
der vom Vater ausgeht er wird Zeugnis von mir geben. Er wird von dem Meinigen
nehmen und es euch verkünden" (Joh 15,26 und 16,14).
Dieses sein dreipersönliches Leben lebt Gott in unendlicher, durch
nichts zu steigernder Seligkeit von Ewigkeit. Um seine Vollkommenheiten
zu offenbaren, um an seiner eigenen Seligkeit teilnehmen zu lassen, schuf
der ursprungslose Vater in seinem Sohne, der persönlichen, göttlichen
Weisheit, durch die göttliche Person der Liebe die ganze sichtbare
und unsichtbare Welt. Das ist der Sinn des ersten Satzes der Bibel: Im
Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde" (Gen 1,1). Das ist der Sinn
des ersten Satzes aus dem Johannes-Evangelium: Im Anfang war das Wort.
Und das Wort war bei Gott. Und das Wort war Gott. Alles ist durch dasselbe
geworden; und ohne dasselbe ist nichts geworden von allem, was geworden
ist" (Joh 1,1f.). Das ist der Sinn, der Worte des Dichter-Theologen Dante:
"Hinblickend auf den Sohn mit jener Liebe,
die ewig haucht der eine wie der and're,
schuf unnennbare Urkraft alle Dinge,
die in der Welt des Raums und Geistes kreisen."
(Dante, Göttl. Komödie, III., 10ff)
Nicht als die beste und vollkommenste der Welten, aber frei von Sünde
und Leid schuf Gott diese unsere Welt. Den Menschen gab er Erkenntniskraft
und Willensfreiheit. Er offenbarte ihnen in natürlicher wie übernatürlicher
Weise seine Vaterliebe. Als die Menschen dann durch Mißbrauch der
Willensfreiheit Sünde und Leid in die Welt brachten, erbarmte sich
Gott ihrer. Er sandte durch seinen Heiligen Geist, durch die göttliche
Person der Liebe, den eingeborenen Sohn zur Erlösung der Welt. Er
fügte in seiner allweisen Vorsehung das Kreuz und Leid, das durch
Schuld der Menschen in der Welt ist, derart in seinen Weltenplan ein, daß
es allen denen, die guten Willens sind, zum Heile und Segen gereicht.
Das ist der wahre Gott, wie ihn das Christentum lehrt. Er ist der unendlich
vollkommene Geist, der Herr des Himmels und der Erde, von dem alles Gute
kommt. Er ist der Herrscher voll unendlicher Majestät. Er ist aber
auch der Vater, in dem alles Gute seinen Ursprung hat: "Gott ist die Liebe"
(1 Joh 4,16). "Sehet, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, daß
wir Gottes Kinder heißen und es sind" (l. Joh. 3, 1).
"Gottgläubig ist deshalb nicht", so ruft Papst Pius XI. unserem
deutschen Volke zu, "wer das Wort Gottes rednerisch gebraucht, sondern
nur,
wer mit diesem hehren Wort den wahren und würdigen Gottesbegriff verbindet.
Wer in pantheistischer Verschwommenheit Gott mit dem Weltall gleichsetzt,
gehört nicht zu den Gottgläubigen. Wer das düstere, unpersönliche
Schicksal an die Stelle des persönlichen Gottes rückt, kann nicht
beanspruchen, zu den Gottgläubigen gerechnet zu werden. Wer die Rasse
oder das Volk oder den Staat oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt
zur höchsten Norm aller Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert,
ist weit vom wahren Gottesglauben entfernt. Unser Gott ist der persönliche,
übermenschliche, allmächtige, unendlich vollkommene Gott, einer
in der Dreiheit der Personen, dreipersönlich in der Einheit des göttlichen
Wesens, der Schöpfer alles Geschaffenen, der Herr und König und
letzte Vollender der Weltgeschichte, der keine Götter neben sich duldet
noch dulden kann" (Pius XI. in der Enzyklika "Mit brennender Sorge" vom
14. März 1937). Nur der Glaube an diesen wahren Gott kann das Leben
der einzelnen Menschen bilden, das Leben der Völker formen und das
Glück der Menschheit begründen.
Der Gottesglaube und das Leben der Völker
Wenn Gott, im Sinne des Pantheismus oder des Materialismus, mit der Natur
gleichgesetzt wird, dann ist die unabweisliche Folge, daß alles in
der Welt in naturnotwendiger Entwicklung vor sich geht. Dann gibt es keine
Willensfreiheit. Dann schwindet der Begriff der Sünde. Dann fällt
die sittliche Wertung von Gut und Böse. Dann gibt es keine letzte
sittliche Norm, kein Sittengesetz, sondern nur Naturgesetz. Denn gibt es
keinen letzten Richter und Rächer einer verletzten sittlichen Ordnung.
Dann hängt auch das staatliche Recht in der Luft und hat keine
letzte Begründung mehr. Denn vor dem ersten staatlichen Gesetz muß
schon ein allgemein gültiges Gesetz existieren, das lautet: "Du bist
der obrigkeitlichen Gewalt Gehorsam schuldig!" Dieses Gesetz muß
als unabänderliches Gesetz bei allen Völkern und zu allen Zeiten
gelten. Ein allgemein gültiges Gesetz, das erhaben ist über Zeit
und Raum, fordert einen Gesetzgeber, der auch unabänderlich über
Zeit und Raum steht.
Ohne den Glauben an den persönlichen, überweltlichen Gott,
der nicht mit der Natur gleich ist, sondern über ihr steht, bricht
das ganze Gebäude des Naturrechtes und des Staatsrechtes haltlos in
sich zusammen. Dann gelten keine Abmachungen mehr und keine Verträge.
Dann gilt nur noch die brutale, Gewalt. Dann zerbricht alle staatliche
Ordnung. Es zerbricht alles Völkerglück und alle Völkergemeinschaft.
Ewige Unruhe, Revolutionen und Weltkriege sind die notwendige Folge.
So ist es erst recht der Fall, wenn Rasse oder Volk oder der Staat
oder die Träger der Staatsgewalt an die Stelle des wahren Gottes treten.
Dann folgt allgemeine Zerrüttung, Chaos und Untergang. Es gilt die
Warnung des Oberhauptes der Kirche: "Der Grundsatz, 'Recht ist, was dem
Volke nützt', würde, losgelöst von der Sittenregel, im zwischenstaatlichen
Leben den ewigen Kriegszustand zwischen den verschiedenen Nationen bedeuten.
Im innerstaatlichen Leben verkennt er, daß der Mensch als Persönlichkeit
gottgegebene Rechte besitzt, die jedem auf ihre Leugnung und Aufhebung
abzielenden Eingriff von seiten der Gemeinschaft entzogen bleiben müssen.
Die Gemeinschaft ist vom Schöpfer gewollt als Mittel zur Entfaltung
der individuellen und sozialen Anlagen, die der Einzelmensch zu seinem
und aller anderen Wohl auszuwerten hat. Ein Abweichen von dieser Ordnung
rüttelt an den Tragpfeilern, auf denen die Gemeinschaft ruht, und
gefährdet damit Ruhe und Sicherheit, ja den Bestand der Gemeinschaft
selbst" (Pius XI. in der Enz. "Mit brennender Sorge"). Hat nicht die Geschichte
aller Völker, hat nicht neuerdings besonders die Geschichte des sog.
Dritten Reiches die Wahrheit dieser Worte der Kirche aufs deutlichste bestätigt
und illustriert?
Wer aber das unpersönliche Schicksal an Stelle des persönlichen
Gottes rückt, für den gibt es keine göttliche Weisheit in
der Weltordnung, keine Vorsehung eines gütigen und liebenden Gottes.
Nach diesem Gott aber sehnt sich die Menschenseele in den Tagen des Leidens,
nach diesem unendlich gütigen Gott, der von sich selber sagt: "Sollte
auch eine Mutter ihres Kindleins vergessen, so will ich doch deiner nicht
vergessen. Sieh, ich habe dich eingeschrieben in meine Hände" (Is
9,15).
Wo will der Gottesleugner Trost und Kraft finden in den Stunden des
Leidens oder im Bewußtsein der Schuld? Der Glaube an das Schicksal
kann ihm ebensowenig Trost geben als der Glaube an das sündige, leidenschaftliche
Blut, das selber der Erlösung bedarf, oder als das Vertrauen auf menschliche
Organisationen und Institute, die alle so schwach und veränderlich
und vergänglich sind. Auch alles Uebermenschentum versagt in den Tagen
des bitteren Leidens. Der Ausgang des Dritten Reiches und seiner Führung
hat das mit unzweifelhafter Deutlichkeit geoffenbart. Wo hat man sich jemals
in den Tagen des Leidens erbärmlicher um Verantwortung und Opfer weggedrückt
als bei diesem angeblichen Uebermenschentum.
Der Dichter Detlev von Lilienkron spricht einmal die Sinnlosigkeit,
des Menschenlebens ohne Gott aus in den vier kurzen Sätzen:
"Mutterarme, die ein Kindlein wiegen.
Maiendüfte, trautes Aneinanderschmiegen.
Des Mannes Kampf, bald Sieg, bald Unterliegen.
Ein Sarg, auf den drei Schaufeln Erde fliegen."
Alles Sorgen der Mutter um ihr Kind, alles Sehnen der Jugendjahre,
alles Ringen und Kämpfen des Mannesalters, all das hat im düsteren
Lichte des Schicksalsglaubens nur den Sinn, daß ein Grab mit einer
modernden Leiche gefüllt wird. Da lohnt sich alles Menschenleben nicht
mehr. Da lohnt sich auch keine Arbeit mehr für die Gemeinschaften
der Menschen, für Volk und Staat. Da ist es das Beste, Schluß
zu machen. Daher kommen die zahlreichen feigen Selbstmorde unserer Tage.
Beweisen sie nicht mit unmißverständlicher Deutlichkeit, daß
Menschen und Völker eines am allermeisten bedürfen: des Glaubens
an den wahren, persönlichen, allgütigen und allbarmherzigen Gott?
Das Veränderliche bedarf des Unveränderlichen. Wie hinfällig
sind alle irdischen Dinge! In ständigem Wechsel ändert sich die
Natur. Völker kommen und vergehen. Throne werden errichtet und stürzen
über Nacht. Wie sah die Weltkarte aus vor zweitausend Jahren, vor
viertausend Jahren? Wir wird sie nach weiteren zweitausend, nach weiteren
viertausend Jahren aussehen? Wieviel hat sich schon geändert und gewandelt
während unseres kurzen Erdenlebens? Nur einer ist ewig unveränderlich,
der unendliche Gott, von dem der Psalmist in staunender Bewunderung sagt.
"Du, o Herr, hast die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk
deiner Hände. Sie vergehen, du aber bleibst. Sie alle veralten wie
ein Kleid, und wie ein Gewand änderst du sie, und sie werden verändert.
Du aber bist derselbe, und deine Jahre nehmen kein Ende" (Ps 101,20ff).
An ihn und sein ewig unveränderliches Gesetz müssen sich die
Völker und Staaten lehnen, um in Ihrer Weise teil zu haben an seiner
Unvergänglichkeit.
Das Schwache bedarf des Mächtigen zu seiner Stütze und Erhaltung.
Wie beschränkt ist der Menschen Macht! Auch die größten
und gewaltigsten Reiche haben ihre Grenzen, jenseits deren ihre Gesetze
nichts gelten. Auch die mächtigsten Könige sind den Krankheiten
und Leiden und dem Tode unterworfen. Kein Herrscher dieser Erde kann die
Gesetze der Natur auch nur im allerkleinsten ändern, kann den Lauf
der
Gestirne auch nur um Haaresbreite verrücken. Nur einer ist allmächtig,
der unendliche Gott, der in seiner Allmacht den Lauf der Welt, die Wege
der Menschenkinder und die Geschicke der Völker als Herr und Vater
lenkt und leitet, vor dem "die Völker sind wie ein Tropfen am Eimer,
wie ein Stäubchen an der Waage" (Is 40,15), dessen "Herrlichkeit die
Himmel rühmen; und das Firmament verkündet die Werke seiner Hände"
(Ps 18,1).
Und bedürfen nicht Menschen und Völker und Staaten des Glaubens
an den unendlich heiligen und gerechten Gott, der einmal in seiner Heiligkeit
gerechte Vergeltung üben wird an allen, die sein Gesetz mißachten,
dessen Wort sich einmal an allen Bösen, an Menschen und Staaten, erfüllen
wird: "Mein ist die Räche. Ich werde vergelten" (Röm 12,19)?
Erscheint nicht ohne den Glauben an diesen allheiligen und allgerechten
Gott die ganze Weltgeschichte als
"ein wüstverworr'ner Knäuel,
List und Trug, Gewalt und Schwäche,
Feigheit, Dummheit, Wahn und Greuel"?
Müssen nicht die Völker, um selber gerecht zu sein, um beim
Unrecht der anderen nicht zu zerbrechen, glauben an denjenigen, der in
unendlicher Heiligkeit, "ob allen waltend, überschaut das Weltgewirre"?
Der wahre Gottesglaube lehrt, daß ein unendlich heiliger Herr und
Herrscher im Himmel ist, der nach ehernen, ewigen, gerechten Gesetzen Menschen
und Völker richtet und alles Unrecht straft. Auf der Grundlage des
wahren Gottesglaubens ruht deshalb der Seelenfriede des einzelnen, der
soziale Friede der Völker, der politische Friede der Menschheit.
Nur der wahre, christliche Gottesglaube lehrt im Mitbruder das von
Natur gleichwertige, und gleichberechtigte Gotteskind sehen, geschaffen
vom Vater, erlöst vom Sohne, geheiligt durch den Heiligen Geist. Nur
der wahre, christliche Gottesglaube lehrt auch im ärmsten und verachtetsten
Menschen das Glied am Leib Christi achten, für das Christi Blut geflossen,
das einbezogen ist in das Leben des dreipersönlichen Gottes, und das
zu ewig seliger Verbundenheit mit dem dreieinigen Gott bestimmt ist. Nur
der wahre Gottesglaube gibt unerschütterliche Sicherung jeder menschlichen
Gemeinschaft. Denn letzten Endes wird das veränderliche, schwache,
sündige, zum Bösen geneigte Menschenherz immer wieder der Versuchung
zur Selbstsucht in der dreifachen bösen Lust, der Lust zu besitzen,
der Lust zu genießen und der Lust zu herrschen, erliegen, wenn es
nicht auf Gott den einzig Unveränderlichen und Heiligen, seine Gemeinschaftsgesinnung
baut, wenn es nicht im Mitbruder das Gotteskind ehrt und achtet und liebt.
Im Lichte des wahren Gottesglaubens ist der Mensch des Menschen Bruder.
In der Nacht des Unglaubens nehmen Haß und Streit, Selbstmorde und
Familienzwiste, Revolutionen und Weltkriege kein Ende. Der russische Schriftsteller
Tolstoj sagt einmal in seinem Werke "Meine Beicht": "Nur dann kannst du
leben, wenn du an Gott glaubst." Das Wort gilt auch für das Leben
der Völker. Nur dann kann die menschliche Gesellschaft leben, nur
dann können Völker und Staaten existieren, wenn sie an Gott glauben.
Ohne Glauben an Gott und ohne Ehrfurcht vor Gott wird den Völkern,
wird der Menschheit alle Erfindung, alle Entdeckung, alle Chemie, alle
Technik nur zu Hölle und Untergang. Die moderne Zeit mit ihrer sozialen
Frage, ihren Revolutionen, ihren zwei Weltkriegen, ihren Bestialitäten
hat das in einer Klarheit gezeigt, die auch dem Einfältigsten verständlich
sein muß. Ueberhören wir deshalb nicht die Mahnung Gottes an
die heutige Menschheit! Ueberhören wir nicht seine besonders ernste
Mahnung an unser eigenes Volk: "Wenn alles das über dich gekommen
ist, dann nimm es dir zu Herzen! Bekehre dich mit deinen Kindern aus ganzem
Herzen und aus ganzer Seele zum Herrn, deinem Gott, und gehorche ihm in
allem! Dann wird der Herr, dein Gott, dein Geschick wenden und sich wieder
deiner erbarmen" ( 5 Mos 30,2ff).
Einer, der den bitteren Giftkelch der Gottlosigkeit bis zur Hefe ausgetrunken
hatte, der deutsche Philosoph des Uebermenschentums, Friedrich Nietzsche,
hat kurz vor seinem geistigen Zusammenbruch das Schicksal, das der gottlosen
Menschheit bevorsteht, in den furchtbaren Worten vorherverkündet:
"Was ich erzähle, ist die Geschichte der nächsten zwei Jahrhunderte.
Ich beschreibe, was kommt, was nicht mehr anders kommen kann: die Heraufkunft
des Nihilismus. Diese Zukunft redet schon in hundert Zeichen. Dieses Schicksal
kündigt überall sich an. Unsere ganze europäische Kultur
bewegt sich seit langem schon mit einer Tortur der Spannung, die von Jahrzehnt
zu Jahrzehnt wuchs, wie auf eine Katastrophe los: unruhig, gewaltsam, überstürzt,
einem Strome ähnlich, der ans Ende will, der sich nicht mehr besinnt,
der Furcht davor hat, sich zu besinnen" ("Der Wille zur Macht", Vorwort).
Soll die Menschheit tatsächlich diesem furchtbaren Ende, dem Chaos,
dem Nihilismus, entgegeneilen, wie der Strom, der sich nicht mehr besinnt?
Oder ist es noch Zeit, allerdings höchste Zeit, daß wir uns,
daß die Völker, daß die Lenker der Völker und Staaten
sich besinnen, wohin der Weg der Gottlosigkeit die ganze Menschheit führt?
Ist es nicht noch Zeit, allerdings höchste Zeit, daß die Menschheit
sich besinnt und Gott die Ehre gibt und jedes Volk und jeder einzelne an
der Stelle, wohin ihn Gott gestellt hat, Träger, Verkünder, Apostel
des wahren Gottesglaubens werde? Erkennen wir alle unsere heilige Aufgabe
und seien wir Apostel des wahren Gottesglaubens für diese unruhvolle
Menschheit! Das ist das Größte, was wir unserem Volke, das Höchste
und Wertvollste, was wir der Menschheit geben können.
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