24.08.97, [14. Sonntag nach Pfingsten],
Fest des hl. Bartholomäus, Apostel
1 Kor 12,27-31; Lk 6,12-19
"Sind nun etwa alle Apostel?" Die Fragen, die der hl. Paulus in der heutigen Lesung stellt, lassen sich auf den Nenner bringen: "Sind alle Glieder der Kirche gleich"? Offensichtlich sind nicht alle gleich, nicht jeder z.B. hat die Gabe, zu heilen oder in geisterfüllten Sprachen zu reden. Zudem fragt Paulus: "Sind etwa alle Glieder der Kirche gleich", er fordert also eine verneinende Antwort. Es gibt in der Kirche keine absolute Gleichheit, sondern eine Hierarchie. Der Begriff "Hierarchie" bedeutet "heilige Ordnung"; er wird bisweilen auf alle Gläubigen (Klerus und Laien) angewendet, üblicherweise aber werden mit diesem Begriff diejenigen bezeichnet, denen Christus die Gewalt verliehen hat, die Kirche zu leiten. Dies sind die Apostel und ihre Nachfolger, also die Bischöfe in Einheit mit dem Papst.

Zweifelsohne hat der Ruf nach Gleichheit in unserem Jahrhundert eine gewisse Bedeutung gewonnen, und das bis in die Politik hinein. Zur Zeit Adolf Hitlers prägten "Gleichschaltungs-Gesetze" die politische und kulturelle Landschaft Deutschlands. Heute gibt es z.B. ein "Ministerium für die Gleichstellung von Frau und Mann" und in den einzelnen Bundesländern "Gleichstellungsbeauftragte". Welche Konsequenzen hat dies für die Kirche? Einigkeit und Recht und Gleichheit? Gleichheit, Gleichheit über alles?

Wir konzentrieren uns auf die Thematik "Hierarchie", d.h. die Apostel und die Bischöfe. Aus dem Evangelium geht eindeutig die Sonderstellung der Apostel hervor: Jesus rief "Seine Jünger zu sich und wählte zwölf von ihnen aus, die Er Apostel nannte". Vor allen Jüngern zeichnet Jesus zwölf Personen eindeutig aus; jeder sollte sehen, daß diese zwölf Jünger eine besondere Stellung in der Gemeinschaft der Gläubigen einnehmen. Christus dokumentiert unmißverständlich, daß es bei Ihm keine vollständige Gleichheit gibt, vielmehr sind einige von Ihm in ganz besonderer Weise beauftragt. Christus nennt diese zwölf ausgewählten Jünger "Apostel", d.h. Gesandte, um hervorzuheben, daß sie in Seiner Beauftragung und mit Seiner Vollmacht handeln. Jeder Seiner Jünger soll um diese Stellung der Apostel wissen.

Also: Keine Gleichmacherei in der Kirche. Die Ordnung Christi ist maßgebend, derzufolge die Kirche hierarchisch gegliedert ist. Es gibt die Leitungsgewalt, gegen die keine Politik und kein Begehren beliebiger Art etwas vermag. Mögen die Kirchengegner ihre zerstörerischen Pläne, die gegen die Leitungsvollmacht der Hierarchie gerichtet sind, in noch so verführerische Worte kleiden, z.B. "brüderliche" oder - im Zuge des Gleichheitswahns - "geschwisterliche Kirche", "Kirche von unten" etc. - alles muß an der Wahl der Apostel durch Jesus Christus scheitern. Sicher, man kann Grüppchen bilden, in denen die Unterschiede z.B. zwischen Klerus und Laien mehr oder weniger aufgehoben sind, nur können und dürfen diese Grüppchen sich eben nicht mehr irgendwie auf Christus berufen.

Wer sich einen modernen "Gottesdienst" anschaut, der wird möglicherweise dabei Zeuge, wie sich eine Frau an das Leserpult stellt und dann anhebt: "Lesung aus dem Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer: Schwestern und Brüder ... Seid in geschwisterlicher Liebe einander zugetan". "Schwestern und Brüder"? Das hat Paulus aber nicht geschrieben. "Geschwisterliche Liebe"? Von der steht in der gesamten Heiligen Schrift aber kein Wort. Man vergewaltigt hemmungslos den Text, um ihm seine Gleichheits-Ideologie aufzudrücken Vielleicht heißt es mittlerweile schon "Brief an die Römerinnen und Römer". Immerhin: Wer einer Gemeinschaft angehört, bei der solche Praktiken angewendet werden, bekennt dadurch zumindest, daß ihm das Wort Gottes gleichgültig ist.

Außer den Revoluzzern, die von einer "geschwisterlichen Kirche", d.h. einem Grüppchen ohne die von Christus eingesetzte Ordnung, und ähnlichem Unfug träumen und sich in ständigen Protestkundgebungen jeglicher Art ergießen, gibt es auch noch diejenigen, die mit der kirchlichen Hierarchie gar nichts zu schaffen haben möchten, was in solchen Parolen wie: "Christus ja - Kirche nein" den absoluten Tiefpunkt gesunden Denkens gefunden hat. Wer nicht in der Einheit mit den rechtmäßigen Hirten lebt, der lebt definitiv auch nicht in Einheit mit Christus. Wer sagt, er brauche keine menschliche Vermittlung für sein Leben mit Christus, der lebt faktisch auch nicht mit Christus, sondern vegetiert nur in einer Scheinwelt vor sich hin, bei der Christus zur leeren Worthülse verkommen ist. Wenn Christus damals Seine Jünger zusammenrief und dadurch jedem einzelnen einschärfte, daß einige aus dem Jüngerkreis in den Stand von Aposteln erhoben wurden, dann hat jeder, der dies nicht wahrhaben möchte, sich von Christus abgekehrt.

Den Protestlern, Volksbegehrern etc. sei damit in aller Deutlichkeit gesagt: Wer die Hierarchie ablehnt, der lehnt Christus ab. Wer dann noch so tut, als würde er zur Kirche gehören oder gar sich in der Kirche "engagieren", der ist vielleicht ein Volksverhetzer, aber kein -begehrer. Dies ist so leicht zu erkennen, daß sich jeder berechtigt fühlen muß, den verkappten Kirchengegnern die Maske herunterzureißen und sie vor die Alternative stellen muß: a) Christus und kirchliche Hierarchie; b) keine kirchliche Hierarchie, dann aber auch kein Christus. Amen.

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