Predigt 01.11.2007

- Allerheiligen, d I cl; Offb 7,2-12; Mt, 5,1-12 -
(Kirche zum Mitreden, 31.10.2007)
Wörter: 1195
In den Tagen vor Allerheiligen wird im Breviergebet der Priester üblicherweise aus dem zweiten Buch der Makkabäer gelesen, darunter auch aus dem Kapitel über die Marter der sieben Brüder mit ihrer Mutter. Wenngleich es eher selten ist, dass Heiligen des Alten Bundes eine liturgische Verehrung zuteil wird, gedenkt die Kirche am 1. August (Petri Kettenfeier) auch dieser sieben Makkabäischen Brüder, die unter Antiochus Epiphanes mit ihrer Mutter ihr Leben für den Glauben der Väter opferten und die schon von den Kirchenvätern als Vorbilder der christlichen Märtyrer gerühmt werden. Ihre Reliquien ruhen in der Kirche St. Peter zu den Ketten in Rom. Im zweiten Jh. v. Chr. hatte König Antiochus diese sieben Brüder und ihre Mutter gefangen nehmen lassen und unter Androhung von Folter und Hinrichtung zum Verzehr von Schweinefleisch, also zum Bruch des jüdischen Gesetzes aufgefordert. Tatsächlich wurden alle Brüder und schließlich die Mutter dann vom König äußerst brutal ermordet, eben weil sie sich weigerten, das Gesetz zu brechen. Im Brevier vor Allerheiligen also werden Teile dieses Marterberichtes gelesen. Die Brüder und schließlich die Mutter werden der Reihe nach ermordet, d.h. sie müssen zudem noch die äußerst qualvolle Hinrichtung ihrer Brüder bzw. Söhne mitansehen. Im Bericht werden auch die Worte wiedergegeben, die von den Märtyrern kurz vor ihrem Foltermord an den König gerichtet werden. So sagt der zweite Bruder zum König: "Ruchloser! Du kannst uns aus diesem Leben befördern; der König der Welt aber wird uns zu einem neuen, immerwährenden Leben erwecken, da wir doch seiner Gesetze wegen sterben müssen." Der dritte Bruder hält Zunge und Hände hin, die ihm abgeschlagen werden sollen, und spricht: "Von Gott habe ich das erhalten und um seiner Gesetze willen nehme ich keine Rücksicht darauf. Ich hoffe, meine Glieder von ihm wieder zu erhalten." Der vierte Bruder: "Wenn wir auch durch Menschengewalt das Leben lassen müssen, so bleibt uns doch der Trost einer von Gott geschenkten Hoffnung, daß wir von ihm wieder erweckt werden. Für dich allerdings gibt es keine Auferstehung zum Leben." Der fünfte: "Du bist zwar auch ein sterblicher Mensch, hast aber unter Menschen die Macht, zu tun, was du willst. Du sollst jedoch nicht meinen, daß unser Volk von Gott verlassen sei. Mach du nur so weiter und du wirst die gewaltige Macht Gottes erleben, wie er dich und deine Familie züchtigt." Der sechste: "Gib dich keiner unsinnigen Täuschung hin. Wir müssen nämlich solches aus eigener Schuld erleiden, da wir gegen unseren Gott gesündigt haben, obwohl staunenswerte Wundertaten geschehen waren, du aber mußt damit rechnen, daß du nicht ungestraft bleibst, da du es unternommen hast, gegen Gott zu kämpfen." König Antiochus versuchte dann, den siebten und jüngsten der Brüder doch noch zu gewinnen: Er redete ihm gut zu. Ja, er gab ihm sogar die eidliche Zusicherung, daß er ihn reich und glücklich machen wolle, wenn er sich von den väterlichen Gebräuchen abwende. Er wolle ihn unter die Vertrauten annehmen und ihm eine Beamtenstellung anvertrauen. Auf die ganzen Verlockungen, nicht nur der grausamsten Todesfolter zu entrinnen, sondern zudem ein herrliches Leben als Vertrauter des Königs zu führen, antwortet der Jüngste: "Ich unterwerfe mich nicht dem Befehle des Königs, ich unterwerfe mich den Vorschriften des Gesetzes, das durch Moses unseren Vätern gegeben worden ist. Du hast wohl jegliche Bosheit gegen die Hebräer erfunden, den Händen Gottes aber wirst du nicht entgehen. [...] Du aber, Verworfener, von allen Menschen Verruchtester, überhebe dich nicht und frevle nicht auf nichtige Hoffnung hin, wenn du deine Hände gegen die Kinder des Himmels erhebst. Nimmermehr entrinnst du dem Gerichte  des  allwissenden Gottes, des Allherrn. Unsere Brüder haben kurze Pein aushalten müssen, sind dafür aber unvergänglichen Lebens teilhaftig geworden des Gottesbundes wegen. Du dagegen wirst in Gottes gerechtem Gerichte die Strafe für deine Überheblichkeit erleiden." Zwar sind die jüdischen Speisevorschriften, derentwegen die Brüder zu Tode gefoltert wurden, von Christus aufgehoben worden. Aber die Grundaussage bleibt bestehen: Gott ist der höchste Gesetzgeber, und kein irdischer König darf etwas befehlen, was dem göttlichen Gesetz widerspricht. Gibt ein irdischer Machthaber trotzdem den Befehl, das göttliche Gesetz zu brechen, darf man diesem Befehl unter gar keinen Umständen Folge leisten, selbst wenn dieser Ungehorsam mit den schwersten Nachteilen, mit Folter und Ermordung bestraft würde. Kein irdischer Machthaber darf erwarten, dass man seinen widergöttlichen Anordnungen gehorcht, aber jeder Machthaber muss wissen, dass er in Gottes gerechtem Gerichte die Strafe für seine Überheblichkeit erleiden wird.
Dass auch im Neuen und ewigen Bund, im Bund Jesu Christi, aus der Befolgung des göttlichen Gesetzes gewisse irdische Nachteile entstehen können, kann angesichts der durchgängigen unmissverständlich klaren Worte Jesu nicht vollkommen sicher ausgeschlossen werden. Das heutige Evangelium endet mit den Worten Jesu: "Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen! Ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden! Freuet euch und frohlockt; denn groß ist euer Lohn im Himmel. Ebenso haben sie ja auch die Propheten vor euch verfolgt." Man bedenke, mit welchen Lügen schon Christus und seine Jünger geschmäht wurden: Sie wurden beschimpft als "vom Teufel besessen" (Joh 7,20; Joh 8,48; Joh 10,20), als "von Sinnen", also wahnsinnig (Apg 26,24). Es wurde der Vorwurf der "Beleidigung" erhoben (Lk 11,45). Das wahrheitsgemäße Bekenntnis, dass Christus der Sohn Gottes ist, führt zum Vorwurf der Anmaßung und zur Ermordung Christi und seiner Anhänger.
Es könnte also sein, dass vielleicht sogar heute gegen die Jünger Christi die Vorwürfe erhoben werden, "von Sinnen" zu sein, andere zu "beleidigen", "Amtsanmaßung" zu begehen usw. Wird man dann also geschmäht, verfolgt und verleumdet, darf man an die Worte Christi aus dem heutigen Evangelium denken: "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden! Freuet euch und frohlockt; denn groß ist euer Lohn im Himmel."
Noch etwas zum Gesetzesbegriff: Die jüdischen Gesetzesbestimmungen bzgl. der Reinheitsvorschriften, der Feiern usw. sind von von Christus aufgehoben. Es ist also Todsünde, sie als weiterhin verpflichtend auszugeben. Die Kirche belehrt uns, welche Gesetze wir befolgen müssen, um in der göttlichen Gnade zu leben und des ewigen Lebens teilhaftig zu werden. Das bedeutet: Wir müssen uns von der Kirche belehren lassen. Christus hat nun einmal ein kirchliches Lehramt begründet und die Menschen verpflichtet, diesem kirchlichen Lehramt zu folgen. Die Kirche wurde am Kreuz aus der geöffneten Seite Christi geboren, da war noch keine einzige Ausgabe des Neuen Testaments gedruckt. Und wer hat denn überhaupt bestimmt, welche Texte zur Heiligen Schrift gehören? Das war eben das kirchliche Lehramt. Wer also wirklich Christus nachfolgen will, kann es gar nicht ohne die Kirche - er muss ein Glied der Kirche sein. Die Heiligen waren die, die in der Gemeinschaft der Kirche gelebt haben. Die Heiligen waren die, die das Gesetz Christi befolgt haben, das sie eben aus der Vermittlung durch die Kirche kannten. Dafür gibt es Katechismen, dafür gibt es Beichtspiegel, dass wir uns kundig machen, was Christus will, und es dann auch tun. Machen wir uns also kundig, und seien wir auch bereit, für unsere Treue zu Christus ggf. sogar Schmähungen, Verfolgungen und Verleumdungen zu ertragen. Nehmen wir das Gesetz Christi, des höchsten Königs, immer als unsere höchste Richtnorm, und meiden wir unbedingt alles, was dem Gesetz Christi widerspricht, damit wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude im Himmel. Amen.

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