In der heutigen Lesung mahnt der hl. Apostel Jakobus: "Darum legt ab
alle Unreinigkeit und allen Auswuchs der Bosheit und nehmet an mit Sanftmut
das eingepflanzte Wort, das eure Seelen retten kann." Wird es uns in dieser
Erdenzeit gelingen, ein für allemal alle Unreinigkeit und allen Auswuchs
der Bosheit abzulegen? Das Konzil von Trient verkündete als unfehlbare
Lehre: "Wer behauptet, der einmal gerechtfertigte Mensch könne ...
während des ganzen Lebens alle, auch die läßlichen Sünden
meiden, ohne besonderes von Gott verliehenes Vorrecht, wie es die Kirche
von der seligsten Jungfrau lehrt, der sei ausgeschlossen" (NR 760).Wir
dürfen uns also nichts vormachen: Wir werden immer wieder lässliche
Sünden begehen. Wir werden immer wieder für neues Fehlverhalten
Gott um Verzeihung bitten müssen, wir werden immer wieder für
neue Sünden Buße tun müssen. Also bleibt der Kampf gegen
alle Unreinigkeit und allen Auswuchs der Bosheit bestehen. Niemals darf
man den Kampf gegen die Sünde verloren geben. Niemals darf man sich
mit seinen schlechten Gewohnheiten zufriedengeben. Niemals darf man in
Verzweiflung und Resignation fallen, dass man gewisse Sünden, insbesondere
schwere Sünden, einfach immer wieder begeht.Will man den Kampf gegen
die Sünde erfolgreich führen, wird man insbesondere dem Beichtsakrament
grosse Aufmerksamkeit schenken. Die Kirche schreibt ihren Kindern vor,
einmal im Jahr das Beichtsakrament zu empfangen. Bei jeder Beichte müssen
alle ungebeichteten schweren Sünden bereut und dem Beichtvater nach
Art und Zahl genannt werden. Die lässlichen Sünden zu beichten,
ist zwar nicht vorgeschrieben, wird aber von der Kirche als erlaubt, gut
und nützlich empfohlen. Außerdem empfiehlt die Kirche auch den
häufigeren Empfang des Beichtsakramentes. Bei bestimmten Situationen
ist sogar eine weitaus häufigere, regelmäßige Beichte ausdrücklich
vorgesehen. So enthält das Kirchenrecht eine Vorschrift (can. 1367,3)
für diejenigen, die sich auf das Priesteramt vorbereiten: "Die Seminaristen
sollen auch wöchentlich wenigstens einmal beichten und häufig
mit gebührender Andacht die hl. Kommunion empfangen." Wenn man sich
mit dem Gedanken trägt, einen geistlichen Beruf anzustreben, sollte
man sich in den häufigeren Beichtempfang einüben.
Überlegenswert wäre der häufige Empfang des Beichtsakramentes
auch bei besonderen Situationen des beruflichen oder familiären Bereiches.
Bestimmte Belastungen in Beruf oder Familie können vielleicht besser
bewältigt werden, wenn man das Beichtsakrament in Anspruch nimmt.
In Zeiten der Trauer zeigt uns das Sakrament sehr sinnfällig die verzeihende
Gnade Gottes, woraus Trost und Zuversicht erwachsen. Der Kern des Sakramentes
ist natürlich keine psychologische Hilfe, und der Beichtvater darf
ja auch nicht seinen Kompetenzbereich überschreiten. Entscheidend
ist, dass wir das Gnadenleben vertiefen und ggf. den verlorenen Gnadenstand
wiedererlangen. Allerdings muss man auch nüchtern sehen, dass gewisse
psychologische Schwierigkeiten durchaus in moralischem Fehlverhalten begründet
oder wenigstens dadurch begünstigt sein können.
Es kann auch sein, dass man Schwierigkeiten bei sich feststellt, bestimmte
schwere Sünden zu meiden. Nun ist die Versuchung selbst, solange man
ihr keinen Raum gibt, also nicht mit Wohlgefallen daran denkt und erst
recht keine sündhaften Handlungen begeht, noch keine Sünde. Allerdings
sobald man bei den sündhaften Gedanken verweilt, hat man schon den
ersten Schritt getan. Die Ausführung einer sündhaften Handlung
wäre dann nur noch der zweite Schritt. Ist man dann in schwere Sünde
gefallen, und die Heilige Schrift warnt besonders eindringlich vor den
Sünden der Unreinheit, dann fällt es oft sehr schwer, nicht erneut
in die Sünde zu fallen. Man steht in sehr großer Gefahr, sich
an die schwere Sünde zu gewöhnen, d.h. auch künftigen Versuchungen
sehr leicht zu erliegen.
Wer häufig und regelmäßig beichtet, wird sich wahrscheinlich
bereits wegen seiner Gedankensünden anklagen und es nicht erst zur
sündhaften Handlung, geschweige denn zu mehrfachen, gewohnheitsmäßigen
sündhaften Handlungen kommen lassen. Er wird wahrscheinlich sogar
manche Sünden trotz bedrückender Versuchung ganz unterlassen.
Er wird wahrscheinlich ein besseres Gespür dafür haben, wie er
die Verführungen zur Sünde meiden kann, und wird er mit Versuchung
unabsichtlich konfrontiert, dann wird er möglicherweise sofort und
ohne jeden faulen Kompromiss sich von der Verführung abwenden. Und
wenn er eine lässliche Sünde begangen hat, wird er wahrscheinlich
eine schwere Sünde noch immer vermeiden.
Wegen des Kirchengebotes der Osterkommunion genügt es zur Erfüllung
des Kirchengebotes der jährlichen Beichte, dass man bis kurz vor der
Osterkommunion mit der Beichte wartet. Man kann also monatelang im Zustand
der schweren Sünde leben, wenn man nur auf das Kirchengebot schaut.
Aber was für ein Elend ist die schwere Sünde. Sie ist der Tod
der Seele, und wenn sie nicht in der Erdenzeit vergeben wurde, was in der
gewöhnlichen Form nur im Beichtsakrament erfolgen kann, hat sie in
der Ewigkeit die Höllenstrafe zur Folge.
Wie könnte jemand also angesichts dieses Elendes ernsthaft zögern,
nach einer schweren Sünde bei nächster Gelegenheit das Beichtsakrament
zu empfangen? Absolut verwerflich wäre es, wollte man nach einer schweren
Sünde absichtlich die Zeit bis zur vorgeschriebenen Osterkommunion
und der vorausgehenden notwendigen Beichte quasi nutzen, um weitere schwere
Sünden zu begehen. Zwar kann man das Glück haben, dass man sich
dann tatsächlich noch rechtzeitig mit der notwendigen Reue von seinen
Sünden abwendet und würdig das Beichtsakrament empfängt.
Aber sehr wahrscheinlich ist es dann nicht mehr. Die Reue, wenigstens aus
Angst vor der Sündenstrafe, ist zur gültigen Lossprechung zwingend
erforderlich. Und niemand weiß, wieviel Zeit ihm noch bleibt.
Eine andere Gefahr, in der der Todsünder steht, der mit dem Empfang
des Beichtsakramentes lange wartet, ist die Resignation. Man glaubt nicht
an die Barmherzigkeit Gottes. Man meint, man könne der Verurteilung
beim Gericht nicht entgehen und stehe rettungslos vor der Notwendigkeit,
die ewige Sündenstrafe zu erleiden. Indem man aber seine Zuflucht
im Beichtsakrament nimmt, entgeht man der lähmenden Resignation, schöpft
neue Kraft im Kampf gegen das Böse und kann zum tatkräftigen
Streiter für Wahrheit und Gerechtigkeit werden.
Auch wenn lässliche Sünden in unserem Leben nie ganz ausgeschlossen
werden können: Es ist möglich, ohne schwere Sünde zu leben.
Es ist möglich, immer den Gnadenstand zu bewahren, der uns in der
Freundschaft mit Gott leben lässt, der uns zum würdigen Empfang
des Altarsakramentes befähigt, und der uns einst zur ewigen Freude
des Himmels führt. Amen.
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