Predigt am 31.03.2002

- Ostersonntag -
(Kirche zum Mitreden, 31.03.2002)
Die göttliche Sendung Christi bei G.
1 Kor 5,7-8 / Mk 16,1-7 (Wörter: 953)
Liest man in Lehrbüchern der katholischen Theologie über die Auferstehung Christi, so findet man dort Formulierungen wie diese: "Die Auferstehung des Herrn ist nicht nur die zentrale Heilswahrheit des Christentums, sie bildet auch den sichersten Erweis für die göttliche Sendung Christi" (A. Lang, Die Sendung Christi, St. Ottilien 1953, 234).
Paulus drückt es im Korinterbrief so aus: "Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist vergeblich unsere Predigt, vergeblich auch unser Glaube."
Folgerichtig bekämpfen die Gegner des Christentums mit besonderem Eifer das Dogma von der Auferstehung Christi. Die Aussage der Heiligen Schrift ist eindeutig: Das Grab ist leer, und der Auferstandene erscheint verschiedenen Zeugen. Die Gegner des Christentums müssen diese klare Aussage von der wirklichen, historischen Auferstehung irgendwie bestreiten. Fällt der Glaube an die Auferstehung Christi, fällt das gesamte Christentum in sich zusammen. Es bleibt vielleicht irgendein humanistisches Gebilde übrig, eine Idee, eine Philosophie, ein Moralkonzept, dass man sich mehr oder weniger freundlich anderen gegenüber verhalten soll, aber mit dem Christentum im eigentlichen Sinne ist es vorbei. Es gibt keine Anbetung Gottes mehr, keine Sakramente, der Mensch beweihräuchert letztlich nur noch sich selbst.
Es gibt verschiedene Theorien, mit denen die Feinde Christi gegen den Auferstehungsglauben zu Felde ziehen. Hier ein Zitat aus einem katholischen Lehrbuch:
"Eine erste Gruppe von Theorien sucht die Auferstehungsberichte als unhistorisch zu erweisen. [...] Nach der sogenannten Evolutionstheorie ist der Auferstehungsglaube ein Erzeugnis des Glaubens und der Begeisterung der urchristliche Gemeinde. Nicht die Auferstehung des Herrn sei ein geschichtliches Faktum, sondern nur der Glaube des Urchristentums an die Auferstehung. Dieser Glaube sei für die Entstehung der Auferstehungsberichte verantwortlich. [...] Diese religiöse Begeisterung und die dadurch geweckten Halluzinationen mögen dann dazu geführt haben, den Mythus von den sterbenden und wiedererstehenden Göttern mit Jesu Sterben zu verquicken und dem ewigen Ostererlebnis vom Sterben und Auferstehen des Lebens in dem Glauben an das einmalige an ihm geschehene Osterwunder Ausdruck zu verleihen. [...] Die am weitesten verbreitete Theorie ist die sogenannte Visionstheorie [...] Die meisten Erklärungen denken an subjektive Visionen der Apostel, die besser Halluzinationen genannt werden müssen" (A. Lang, a.a.O. 236-238).
Soweit die Ausführungen des Lehrbuchs. Hört oder liest man also Formulierungen wie z.B. "Die Auferstehung Christi ist kein historisches Ereignis im üblichen Verständnis, sondern ein Ereignis, das grundsätzlich nur im Glauben zugänglich ist" (cf. "Katholischer Erwachsenen-Katechismus", Kevelaer (2)1985, 200), weiß man, dass dort der böse Feind durch seine Diener spricht. Damit wird das gesamte Christentum bloßes Menschenwerk. Die zahlreichen Mythen aller möglichen Religionen, die ersponnenen Geschichten, die sich der menschliche Geist in seiner Verblendung zusammengereimt hat, sind mit der Auferstehungslehre um ein weiteres, ebenso bedeutungsloses Kapitel reicher. Dann sind die wirren Texte vom Göttervater Zeus, von Wotan, von Allah, von wem auch immer letztlich genauso viel wert wie dieses unhistorische Christentum, nämlich gar nichts. Damit ist der Weg frei, den Verirrungen, in denen die Nichtchristen leben, mit Hochachtung zu begegnen, und diese Verirrungen als einen möglichen Heilsweg hinzustellen. Statt um eine Bekehrung zum Christentum geht es nur noch um ein "Wetteifern im Dienst am Gemeinwohl der Menschheitsfamilie" (Christian W. Troll, "Wer ist Muhammad für uns? Die Antwort eines Christen", St. Georgen 2001).
Nur wenn man an der historischen Wahrheit der Auferstehung Christi festhält, ist man wahrhaft Christ. Das Christentum ohne historische Auferstehung mag sich zwar auf die Fahnen schreiben, "im Dienst am Gemeinwohl der Menschheitsfamilie" zu stehen, aber dieses unhistorische Christentum kann die eigene Religion auch nicht höher einstufen als jede andere Religion. Man wetteifert nur noch mit anderen Religionen, wenn es um die Verwirklichung dieses rein innerweltlichen Ziels des Gemeinwohles geht.
Mit welchem Recht will man Christus anbeten, mit welchem Recht will man Sakramente empfangen, wenn die Auferstehung Christi kein historisches Ereignis war? Nämlich dann wäre unser Glauben nichtig, dann hätte Christus nicht den Aposteln die Vollmacht der Sündenvergebung übertragen, dann hätte er nicht den Missionsbefehl erteilt: "Macht euch alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was ich euch geboten habe."Wenn aber Christus auferstanden ist, mit welchem Recht kann man dann diejenigen, die die Historizität der Auferstehung Christi leugnen, noch als Christen bezeichnen, wie kann man eine Sekte, die andere Religionen mit Hochachtung betrachtet, eine Sekte, in der Götzen wie Allah mit Gott gleichgesetzt werden, für christlich halten (2. Vatikanum, Nostra Aetate, Nr. 3)?
Hier ist eine Entscheidung zwingend notwendig. Es handelt sich hier nicht um eine belanglose Diskussion unter gelangweilten Theologen, sondern um eine Frage von alles entscheidender Bedeutung. Ist die Auferstehung Christi ein historisches Ereignis, dann hat das Christentum den universalen, katholischen Anspruch, und den muss es auch gegenüber anderen Religionen vertreten. Ist die Auferstehung Christi aber kein historisches Ereignis, dann ist es egal, welcher Religion man angehört, dann kann man auch andere Religionen mit Hochachtung betrachten. Die katholische Lehre lautet also:
"Der sichere Ausgangspunkt für den historischen Nachweis der Auferstehung des Herrn bildet die Tatsache, daß das Urchristentum an die leibliche Auferstehung des Herrn geglaubt hat. [...] Der urchristliche Auferstehungsglaube war ein Glaube an ein einmaliges geschichtliches Faktum. Die Urgemeinde sah in der Auferstehung des Herrn nicht ein übergeschichtliches oder irrationales Geschehen, sondern ein Geschehen in Raum und Zeit, das genau so real und ort- und zeitgebunden war, wie sein Sterben. [...] Der heilige Paulus berichtet von sechs Erscheinungen der Auferstandenen, Mt von zwei, Lk von vier, Johannes ebenfalls von vier. Alle Berichte wollen von einem historischen Ereignis erzählen und von der realen, leiblichen Erscheinung des Herrn verstanden werden" (A. Lang, a.a.O. 244-250).
Aus der Betrachtung dieser Tatsache der Auferstehung Christi erwächst eine echte, begründete und tragfähige Freude. Christus ist wirklich auferstanden, der Tod ist wirklich überwunden, das Christentum ist wirklich die einzig wahre Religion, und wer in der Gemeinschaft mit Christus bleibt, der wird wirklich an seiner Herrlichkeit Anteil haben. Amen.

Weiterführende Informationen zu:
"Katholischer Erwachsenen-Katechismus"
Christian W. Troll, "Wer ist Muhammad für uns? Die Antwort eines Christen"
2. Vatikanum, Nostra Aetate

[Zurück zur KzM - Startseite]