Sünde - Gewissenserforschung - Beichte
- Predigt 2. Sonntag n. Ostern 2018 -
(Kirche zum Mitreden, 08.05.2018)
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=cOKek0zvMRA
https://gloria.tv/video/oGL32ekmroMV3RYVTjzuc4tzb
Christus hat nach seiner Auferstehung die Apostel mit der Gewalt der
Sündenvergebung ausgestattet, und es ist ein Gebot der Kirche, dass
wenigstens einmal im Jahr alle schweren Sünden vollständig nach Art
und Zahl gebeichtet werden müssen. Zum Empfang des Bußsakraments
gehören logischerweise fünf Stücke: Gewissenserforschung, Reue,
Vorsatz, Sündenbekenntnis und Genugtuung. Zunächst muss man sich
durch Gewissenserforschung über seine Sünden im klaren sein,
dementsprechend wendet man sich in Reue von seinen Sünden ab. Man
fasst den guten Vorsatz, keine einzige schwere Sünde mehr zu begehen
sowie auch nach Möglichkeit den durch die Sünde angerichteten
Schaden wiedergutzumachen. Man bekennt nun wenigstens alle schweren
Sünden vollständig nach Art und Zahl vor dem Priester, wobei man
lässliche Sünden zusätzlich beichten kann. Nach der Beichte erfüllt
man das Bußwerk, das der Priester vor der Lossprechung auferlegt
hat. Falls noch nicht geschehen, leistet man jetzt ggf. auch die
notwendige Wiedergutmachung.
In vielen kirchlichen Büchern, insbesondere in Katechismen, sind
sog. Beichtspiegel enthalten. Normalerweise werden dafür Fragen
genannt, die sich an den Zehn Geboten orientieren. Im Beichtspiegel
des Schott-Messbuchs heißt es zum achten Gebot: "Habe ich gelogen?
in wichtigen Dingen? zum Schaden anderer? War ich unwahr im Benehmen
und Reden? Habe ich andere beschimpft? ihnen an der Ehre geschadet?
Habe ich ohne genügenden Grund die Fehler anderer bekanntgemacht?
sie weitererzählt? Habe ich andere verleumdet? wirkliche Fehler
vergrößert? über andere lieblos geredet? Habe ich über den Nächsten
grundlos im Herzen schlecht geurteilt? falschen Argwohn gehabt?"
Welchen Stellenwert hat das Wahrheitsgebot heute? Begriffe wie
"Lügenpresse", womit die Zuverlässigkeit der Massenmedien
charakterisiert werden soll, lassen Ungutes ahnen. Allerdings könnte
eine Lügenpresse kein Massenmedium sein, wenn die Masse eben nicht
belogen werden wollte. Alte Sprichwörter wie "Die Welt will betrogen
werden" sind sogar heute noch bekannt. Man schaue sich dafür mal ein
ganz konkretes Beispiel an: Bekanntlich hat in Europa Dänemark
bereits 1989 als erstes Land überhaupt die standesamtliche
Eintragung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften eingeführt. Als
dann die Dänische Volkskirche, eine protestantische Staatskirche,
für 2012 die sog. "kirchliche Trauung" ankündigte, titelte eine
deutsche Zeitung (handelsblatt.com, 23.11.2011) dazu: "Dänemark.
Homo-Ehe mit Gottes Segen". Diese Meldung wurde in den
Leserkommentaren regelrecht gefeiert. Ein anonymer Forumschreiber
meinte: »Ein "Christ", der sich über [Homosexuelle] erhebt, ist es
nicht wert, diesen Titel zu tragen, er hat nicht verstanden, worum
es geht.«
Es ist zwar anscheinend wahr, dass bei Protestanten Veranstaltungen
für gleichgeschlechtliche Partnerschaften abgehalten werden, die an
die kirchliche Eheschließung erinnern sollen. Aber woher nimmt die
Zeitung das Recht, von einer "Homo-Ehe mit Gottes Segen" zu
sprechen? Einerseits soll es ja hier ganz unmissverständlich und
ausdrücklich nicht bloß um irgendeine rein staatlich organisierte
Lebensgemeinschaft, sondern um eine "christliche Ehe" gehen.
Anderseits soll die Veranstaltung in der Kirche für diese
Lebenspartner nicht bloß irgendeine Feier, sondern "Gottes Segen"
sein. Da muss man schon fragen: Inwieweit ist eine "Homo-Ehe mit
Gottes Segen" überhaupt vereinbar mit dem, was wir vom Christentum
wissen. Vielleicht hilft hier der anonyme Forumschreiber, der
meinte: »Ein "Christ", der sich über [Homosexuelle] erhebt, ist es
nicht wert, diesen Titel zu tragen, er hat nicht verstanden, worum
es geht.« Nun, der Anonyme behauptet: »Wenn ich das richtig
verstehe, hat Jesus die [Prostituierten] und die Verbrecher mehr
geliebt als die "Bibelfesten". [...] Einmal abgesehen davon, daß
Christentum eigentlich "Paulianismus" heissen müsste und das Gros
seiner Ideologie aus damals weit verbreiteten Religionen
zusammengeklaut ist. Aber, das ist das Problem von
Buchstabengläubigen, denen den Sinn der Sache irgendwie nicht klar
geworden ist - und sie genau deshalb so verzweifelt an den Lettern
kleben.«
Ist diese Argumentation des Anonymen schlüssig und tragfähig?
Bereits das erste Problem besteht darin, dass wir von Christus eben
durch die Kirche wissen. Die Kirche wurde geboren aus der geöffneten
Seite Christi am Kreuz, und am Pfingsttag zeigte sie sich vor aller
Welt. Die Schriften des Neuen Testaments sind erst Jahrzehnte später
entstanden, und erst im Verlaufe der Jahrhunderte wurde endgültig
bestimmt, welche Texte zur Bibel gehören und welche nicht. Die Bibel
als Heilige Schrift ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch der
katholischen Kirche. Der Anonyme erklärt auch nirgends, inwiefern
Paulus ein anderes Evangelium verkündet hat als Christus, und v.a.:
Wie will der Anonyme das eigentlich wissen können? Kurzum: Der
Anonyme verbreitet nur völlig unsinnige Unwahrheiten. Im
christlichen Zusammenhang kann man schlichtweg unmöglich von einer
"Homo-Ehe mit Gottes Segen" sprechen. Aber die "christliche
Homo-Ehe" ist ja nur ein Thema in der sog. "Lügenpresse". Noch viele
andere Themen werden in den Medien genannt, z.B. "Papst Franziskus
I.", "Menschenrecht auf Abtreibung", "globale Erwärmung durch
Kohlendioxid", "Notwendigkeit zum Impfzwang", "Schuld der Kirche an
der nationalsozialistischen Judenausrottung", "Rechtsstaat
Bundesrepublik Deutschland" usw. usf. Auch hier ist immer wieder
festzustellen: Die Medien verbreiten hemmungslos völlig unsinnige
Unwahrheiten. Und es gibt unzählige Anonyme, die in Foren und
Netzwerken aller Art diese Falschaussagen weiterverbreiten. Zwar
gibt es auch bisweilen Versuche, diesen Falschaussagen die Wahrheit
entgegenzusetzen, aber wahrheitsgemäße Kommentare werden von der
Presse oft zensiert, oft gar nicht erst veröffentlicht.
Wahrheitsgemäße Beitrage werden gelöscht, die entsprechenden Autoren
im jeweiligen Netzwerk gesperrt und ggf. sogar noch strafrechtlich
verfolgt.
Nicht alle Priester können immer vollkommen darauf verzichten,
Unwahrheiten öffentlich zu kritisieren. In seiner Enzyklika gegen
den Nationalsozialismus schreibt Papst Pius XI.: "Die erste, die
selbstverständlichste Liebesgabe des Priesters an seine Umwelt ist
der Dienst an der Wahrheit und zwar der ganzen Wahrheit, die
Entlarvung und Widerlegung des Irrtums, gleich in welcher Form, in
welcher Verkleidung, in welcher Schminke er einherschreiten mag. Der
Verzicht hierauf wäre nicht nur ein Verrat an Gott und Eurem
heiligen Beruf, er wäre auch eine Sünde an der wahren Wohlfahrt
Eures Volkes und Vaterlandes." Und bisweilen kann auch für Laien die
Pflicht bestehen, der Unwahrheit entgegenzutreten.
Doch noch einmal zurück zum Abschnitt im Schott-Beichtspiegel: "Habe
ich gelogen? in wichtigen Dingen? zum Schaden anderer? War ich
unwahr im Benehmen und Reden? Habe ich andere beschimpft? ihnen an
der Ehre geschadet? Habe ich ohne genügenden Grund die Fehler
anderer bekanntgemacht? sie weitererzählt? Habe ich andere
verleumdet? wirkliche Fehler vergrößert? über andere lieblos
geredet? Habe ich über den Nächsten grundlos im Herzen schlecht
geurteilt? falschen Argwohn gehabt?" Hier sollte man wirklich
ansetzen: Die Vergiftung durch Gedankenlosigkeiten, durch
Gehässigkeiten, durch Verleumdungen. Möglicherweise begehen viele,
die sich Christen nennen und sich vielleicht sogar dafür halten, mit
der allergrößten Selbstverständlichkeit Rufmord. Man denke an die
Worte Christi: "Es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, Gott
damit einen Dienst zu erweisen glaubt. Das werden sie tun, weil sie
weder den Vater noch mich kennen" (Joh 16,2). Wie leichtfertig
werden lieblose, falsche Urteile gefällt? Wie energisch werden
lieblose, falsche Urteile verbreitet? Und zwar genau von solchen,
die meinen, damit Gott einen Dienst zu erweisen. Solche sog.
"Christen" stören sich überhaupt nicht an der Bosheit, an der
Ungerechtigkeit ihrer Äußerungen; ganz im Gegenteil: Je gehässiger,
je verlogener ihre Aussagen sind, desto mehr freuen sie sich. Was
unter der Überschrift "christliches Forum" bisweilen zu finden ist,
ist oft noch ekelerregender und verabscheuungswürdiger als Aussagen
in erklärtermaßen antichristlichen Foren, die gar nichts von
christlicher Nächstenliebe wissen wollen. Dass obendrein viele sog.
"christliche" Autoren in jämmerlichster Feigheit noch nicht einmal
ihren Namen nennen, ist nur ein weiterer Mosaikstein im
katastrophalen Gesamteindruck. Also ob in Gesprächen, in Mails, in
Foren, in Publikationen: Jeder muss sich immer wieder selbst fragen:
Kann ich ich das, was ich da sage oder schreibe, eigentlich im Ernst
glauben? Habe ich mich gründlich genug informiert, bevor ich mein
Urteil über ein Thema bzw. über einen anderen Menschen abgebe? Wie
schlüssig, wie durchdacht, wie tragkräftig, wie überzeugend ist
meine Argumentation? Habe ich ein Recht, das zu schreiben? Oder auch
als unbeteiligter Leser: Habe ich womöglich die Pflicht, mich gegen
solche Falschaussagen oder gar Verleumdung auszusprechen? Das sind
sehr wichtige Fragen für eine Gewissenserforschung. Z.B. heißt es in
einem Lehrbuch zur Moraltheologie (Jone 375): "Die ungerechte
Verletzung des guten Rufes anderer ist eine schwere Sünde [ihrer Art
nach] ... und zwar gegen die Gerechtigkeit ... Eine läßliche Sünde
aber liegt vor, wenn der andere nur eine kleine Einbuße an seinem
guten Ruf erleidet." Wichtig ist auch: Niemals darf etwas Unwahres
verbreitet werden. Aber das Recht auf den guten Ruf ist so
grundsätzlich, dass selbst ein tatsächlich vorhandener Fehler
grundsätzlich nicht bekannt gemacht werden darf, außer wenn
ausnahmsweise die Bekanntmachung dieses Fehlers für die gute Ordnung
wichtig ist. Vermutlich sehr viele Forenkommentare sind Todsünden,
selbst wenn sie leichtfertig gemacht und von vielen gutgeheißen
werden. Hier ist also ehrliche Gewissenserforschung und Reue
notwendig sowie der Vorsatz, künftig solche Kommentare zu
unterlassen sowie insbesondere, für die bereits gemachten Äußerungen
öffentlich um Verzeihung zu bitten. Streben wir also immer nach der
Wahrheit. Meiden wir Gehässigkeit und Ungerechtigkeit. Wo es unsere
Aufgabe ist, entlarven und widerlegen wir den Irrtum, gleich in
welcher Form, in welcher Verkleidung, in welcher Schminke er
einherschreiten mag, damit wir dereinst teilhaben an der ewigen
Freude des Himmels. Amen.
Petition für Strafverfahren gegen
Thomas Schüller
Widerlegung des Sedisvakantismus erneut
gescheitert
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